07.03.24 – Spielzeugsicherheit

Temu-Spielzeug verstößt gegen EU-Recht

Der europäische Spielwarenverband Toy Industries of Europe (TIE) hat 19 Spielzeuge auf dem Online-Marktplatz Temu erworben und überprüfen lassen. Das meldet der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) e. V. Kein einziges entsprach in vollem Umfang den EU-Sicherheitsvorschriften. 18 stellten sogar ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar.

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18 der 19 getesteten Spielwaren von der Online-Plattform Temu verstoßen gegen geltende EU-Sicherheitsvorschriften und stellen ein Risiko für Kinder dar. ©netrun78 - stock.adobe.com

 

Ende 2023 kaufte TIE 19 Spielzeuge auf dem 2022 gegründeten Online-Marktplatz Temu und ließ sie durch ein unabhängiges, akkreditiertes Testlabor untersuchen. Das Ergebnis ist alarmierend: Keines der beim Testkauf erworbenen Spielzeuge entspricht den anzuwendenden Spielzeugnormen der EN71-Reihe. 18, und damit 95 %, stellen sogar ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar. Zu den Gefahren gehören etwa Schnittwunden, Ersticken, Strangulieren, Stichwunden und chemische Risiken. So stellte das Testlabor beispielsweise bei einer Babyrassel scharfe Kanten an den Metallglöckchen fest, die zu Schnittwunden führen können, bemerkte Kleinteile, die leicht verschluckt werden können und starre Ausbuchtungen am Spielzeug, die zu Blockaden oder Verstopfungen im Verdauungstrakt führen können. Bei einem Spielzeug mit Schleim lag der Gehalt von Bor 11-mal höher als der gesetzliche Grenzwert.

Ruf einer ganzen Branche steht auf dem Spiel

Die Ergebnisse der Untersuchung decken sich laut DVSI mit denen einer TIE-Studie aus dem Jahr 2020, bei der Spielzeuge von vier anderen Online-Marktplätzen untersucht wurden. Das Problem liege bei Drittanbietern, die ihren Sitz außerhalb der EU haben und somit nicht für die Sicherheit der Spielwaren verantwortlich gemacht werden können. Der DVSI gibt an, dass die in Überarbeitung befindliche Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug, für das strengere Vorschriften gelten als für andere Konsumgüter, diese Gesetzeslücke schließen könnte. Darüber hinaus müsse die Politik bessere Regeln gegen den Verkauf von gefälschtem und unsicherem Spielzeug entwerfen und durchsetzen.

Catherine Van Reeth, Generaldirektorin von TIE, sagt, dass die EU bessere Regeln gegen den Verkauf von gefälschtem und unsicherem Spielzeug entwerfen – und durchsetzen – muss: „Die EU hat die weltweit strengsten Regeln für die Sicherheit von Spielzeug. Auf Online-Plattformen können Nicht-EU-Verkäufer aber weiterhin unsicheres Spielzeug verkaufen, das die Kinder gefährdet.“

Schließlich gehe es um den Ruf einer ganzen Branche. „In den letzten Jahren“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, „stammten die als gefährlich eingestuften Spielwaren oft aus unseriösen Quellen und/oder von dubiosen Herstellern, die europäische Sicherheitsstandards missachten und die Plattformökonomie für sich nutzen. Es kann aber nicht sein, dass europäische Hersteller mit immer mehr Regularien zu kämpfen haben, während die Plattformökonomie trotz Digital Services Act immer noch eine Spielwiese für unlauteren Wettbewerb durch unseriöse außereuropäische Anbieter bleibt.“

Temu hat als Reaktion auf die Studie alle 19 gekauften Spielzeuge von der Plattform verbannt. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin.