05.10.21 – Gastbeitrag: Fokus Kinderfußgesundheit

Darum sollten Kinder immer die richtige Schuhgröße tragen

Laut Deutschen Kinderfußreport 2020 trägt nur noch jedes fünfte Kind eine falsche Schuhgröße. Warum die richtige Größe entscheidend ist, erklärt Marco Vathke, Gründer von GreenFeet.

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Marco Vathke ist der Gründer von GreenFeet und hat eine eigene Linie von Einlegesohlen entwickelt. © Marco Vathke

 

Der Deutsche Kinderfußreport jährte sich 2020 zum zehnten Mal und erfreute mit einem besonders positiven Ergebnis: Vier von fünf Kindern tragen heutzutage die passende Schuhgröße. Dies war nicht immer der Fall, jedoch zeigen die Ergebnisse, dass das Bewusstsein von Eltern für gesunde Fußentwicklung in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Dennoch - jedes fünfte Kind trägt noch zu kleine oder zu große Schuhe und läuft damit Gefahr, irreversible Schäden am Bewegungsapparat zu entwickeln.

Karton-Methode zum abmessen

Der häufigste Fehler sind zu kurze Schuhe - die richtige Schuhlänge sollte zwischen 12 und 17 Millimeter größer sein als die Fußlänge, gemessen von der Ferse bis zur Spitze der längsten Zehe. Die richtige Messmethode ist hier wesentlich. Am besten stellen Sie dazu den Fuß des Kindes gerade auf einen Karton und zeichnen die Umrisse mit senkrecht gehaltenem Stift nach. Verbinden Sie die Ferse mit der Spitze der längsten Zehe, fügen Sie vorne noch 12 bis 17 Millimeter hinzu und schneiden Sie diese Länge streifenförmig aus. Dieses Stück Karton ist Ihr „Lineal“. Sie legen dieses in den Schuh und sehen sofort, ob es hineinpasst, ohne sich zu verbiegen. Sie sollten die Schuhgröße Ihres Kleinkindes alle zwei bis drei Monate neu ausmessen, da kleine Füße rasant wachsen.

Nicht geeignet zur Ermittlung der richtigen Größe sind die „Daumenmethode“ (mit dem Daumen auf die vordere Schuhspitze drücken und die Zehen ertasten), das Zusammenlegen des Fußes und der Schuhsohle oder das Kind selbst zu fragen. Kinder unter zehn Jahren spüren es nicht, wenn Schuhe nicht passen, denn ihre Schmerzempfindlichkeit an Füßen und Zehen ist noch nicht so ausgeprägt. Außerdem sollten Sie ausnahmslos jeden neuen Schuh mit der Karton-Methode abmessen, denn Schuhgrößen sind nicht einheitlich und so können Modelle derselben Größe ganz unterschiedlich geschnitten sein. Es empfiehlt sich auch, nur Schuhe zu kaufen, die nach dem sogenannten WMS-System produziert wurden. Das bedeutet, dass wenn der Fuß ausgemessen wird, diese Messungen auf Schuhe verschiedener Marken umgelegt werden können, sofern diese WMS-zertifiziert sind. Was es mit dem WMS-System genau auf sich hat, können Sie hier nachlesen.

Schmerzen und wunde Stellen

Unmittelbare Folgen von falschen Schuhgrößen machen sich rasch und deutlich bemerkbar. Zu große Schuhe etwa führen dazu, dass der Fuß rutscht und dadurch Scheuerwunden an der Haut entstehen, im schlimmsten Fall bluten diese sogar. Zu kleine Schuhe hinterlassen Blasen, Druckstellen und verursachen Schmerzen. Diese kleinen Wunden und Schmerzen werden schnell bemerkt, jedoch kann es auch passieren, dass es gar nicht dazu kommt, sondern die Langzeitschäden sich schleichend einstellen.

Fehlstellungen des Fußes und der Zehen

Die Knochen kleiner Kinder sind noch relativ weich. Trägt ein Kind nun auf Dauer eine falsche Schuhgröße, so beginnen die Knochen der Füße und Zehen langsam, sich dementsprechend zu verformen. Diese Fehlentwicklungen passieren nicht von heute auf morgen, sondern jeder einzelne Tag in einem falschen Schuh trägt ein bisschen mehr dazu bei. Zu kurze Schuhe führen etwa dazu, dass das Kind die Zehen einzieht und diese dadurch krumm statt gerade wachsen. Durch die falsche Größe kann es außerdem zu Fußschiefständen und in weiterer Folge zu Sehnenverkürzungen kommen. Diese ersten Schäden gehen häufig mit Schmerzen oder Entzündungen einher, aber nicht zwingend.

Auswirkungen auf den gesamten Körper

Die körperlichen Schäden durch zu kleine oder zu große Schuhe beschränken sich keineswegs nur auf die Füße. Durch Fehlentwicklungen der Füße versucht der restliche Körper, diese Defizite auszugleichen und entwickelt sich gleichermaßen in eine falsche Richtung. So können schlechte Schuhe in weiterer Konsequenz zu Knie-, Hüft- und sogar Wirbelsäulenproblemen führen. Nicht selten müssen betroffene Kinder und später Erwachsene diese Schäden langwierig und mühevoll behandeln lassen, etwa in Form von Orthopädischen Einlagen oder Physiotherapie, jedoch können je nach Schaden auch Operationen notwendig sein.

Nur barfuß lernen Kinder, optimal zu laufen

Jedes Kleinkind lernt früher oder später, wie man läuft. Das funktioniert am besten barfuß. Ohne Schuhe zu laufen fördert das Gleichgewicht, die Sinnesschärfung und die orthopädische Fußentwicklung. Experten empfehlen daher, das Tragen der ersten Schuhe so lange wie möglich hinauszuzögern. Wenn das Kind dennoch Schuhe tragen soll, dann unbedingt von einer ergonomisch guten Marke und exakt ausgemessen. Je besser und passender die Schuhe sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Fehlstellungen und damit zusammenhängenden Problemen.

Nur passende Schuhe sind die richtigen Schuhe

Wenn auch viele Eltern ihre Kinder gerne modisch anziehen und größere Kinder ihre Schuhe gerne selbst aussuchen, sollten Sie die Fußgesundheit priorisieren. Die Größe muss auf jeden Fall stimmen, aber innerhalb dieses Rahmens können Sie und Ihre Kinder frei wählen. Nur so können Sie die Wahrscheinlichkeit von orthopädischen Problemen für die Füße Ihrer Kinder so gering wie möglich halten. Bei Unsicherheiten holen Sie am besten den Rat eines (Kinder)Orthopäden ein.