15.02.21 – Vitale Innenstädte

Nach Corona: Tipps für Städte

Zum vierten Mal untersucht das IFH Köln Stellschrauben für lebendige Stadtzentren – und zeigt auch Handlungsperspektiven für die Zeit nach Corona.

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Worauf müssen Innenstädte nach Corona achten? Laut IFH Köln lohnt ein Blick auf die Einwohnerstruktur. © Ryan DeBerardinis/deberarr – stock.adobe.com

 
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Die Grafik zeigt, aus welchen Gründen die verschiedenen Altersgruppen in die Innenstädte kommen. Fazit: Für jüngere Konsumenten müssen neue Anreize geschaffen werden. © IFH Köln

 

Die neueste Untersuchung „Vitale Innenstädte“, für die im vergangenen Herbst rund 58.000 Passanten in 107 deutschen Innenstädten interviewt wurden, analysiert Attraktivitätsmerkmale deutscher Stadtzentren und zeigt Handlungsoptionen für die Zeit nach der Corona-Pandemie auf. Fazit: Stellschrauben sind Zielgruppen, Erlebniswert und der Einzelhandel.

In diesem Jahr sei die Untersuchung zur Attraktivität der Innenstädte besonders relevant, findet Dr. Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter am IFH Köln: „Obwohl die teilnehmenden Städte größtenteils durchaus positiv bewertet wurden, muss der Transformationsprozess jetzt eingeläutet werden, denn die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel weiter enorm beschleunigt.

Einzelhandel mitverantwortlich für Erlebniswert

Der stationäre Einzelhandel bestimmt maßgeblich, wie attraktiv und erlebnisorientiert deutsche Innenstädte wahrgenommen werden. Ebenfalls wichtig sind Sehenswürdigkeiten sowie Freizeit- und Kulturangebote. Um Stadtzentren attraktiver zu gestalten, müssten daher Verantwortliche von Städten, Handel und der Immobilienbranche an einen Tisch kommen.

Ein Manko sind außerdem die Digitalisierung und eine zukunftsorientierte Positionierung von Städten – etwa durch den passenden Online-Auftritt. Da zwei Drittel der Innenstadtbesucher (auch) online einkaufen, besteht hier Handlungsbedarf – auch angesichts der Tatsache, dass gerade in Pandemiezeiten vermehrt online geshoppt wird.

Für jüngere Zielgruppen attraktiver werden

Die Menschen kommen vor allem für einen klassischen Einkaufsbummel in die Innenstädte – 65 % der älteren Befragten nannten diesen Grund. Bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren gibt die Hälfte an, zum Einkaufen in die Stadt zu kommen. Gastronomie oder Behörden- sowie Arztbesuche sind hingegen für die Jüngeren öfter ein Anlass, die Innenstädte aufzusuchen, als für ältere Menschen. In der Praxis heißt das: Ein Blick auf die Einwohnerstruktur und die speziellen Bedürfnisse der Zielgruppen vor Ort ist wichtig für die Entwicklung zukunftsfähiger Innenstadtmodelle.

So äußern sich der HDE und andere Partner

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE):„Stirbt der Handel, stirbt die Stadt. Der Einkaufsbummel ist und bleibt für viele Menschen der Grund Nummer eins für den Besuch einer Innenstadt. Insgesamt aber muss die Mischung der Angebote und Nutzungen vor Ort stimmen. Deshalb brauchen wir einen Innenstadtfonds, der es den Städten und Kommunen ermöglicht, den Bedarf vor Ort sauber zu ermitteln und entsprechende Maßnahmen für ein gesundes Stadtzentrum zu ergreifen.“

Auch Jürgen Block, Geschäftsführer Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e. V., ist sich sicher: „Wenn unsere Innenstädte attraktiv bleiben sollen, muss Stadtentwicklung von den Bedürfnissen der Menschen aus gedacht werden.“