17.06.24 – Interview mit Julia Wright, Gründerin von Mamiflow

Mit Zuversicht in die Elternschaft

Julia Wright gründete Mamiflow im Oktober 2020 mit dem Ziel, werdende Eltern bei allen organisatorischen Herausforderungen zu unterstützen. Was dazu gehört, berichtet sie im Interview.

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Julia Wright unterstützt als erfahrene Maternity Concierge und ausgebildete Doula-Geburtsbegleiterin Frauen während der Schwangerschaft und Geburt. © Schierl Fotografie

 
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Julia Wright ist auch aktives Mitglied im Verein „Doulas in Deutschland e.V.“. © Anna Hausner Photographie

 

Die Hebammensuche, Anmeldung in der Geburtsklinik, aber auch Unterstützung bei allen Anträgen und bei der Wahl und dem Kauf der Erstausstattung: All das gehört zum Angebot von Mamiflow. Auf Anraten einer Hebamme hat Julia Wright 2021 die Ausbildung zur Doula-Geburtsbegleiterin abgeschlossen und bereitet seitdem Paare auf die Geburt vor und begleitet sie auf Wunsch auch bei der Geburt. Seit diesem Jahr bietet sie Geburtsvorbereitungskurse auf Englisch an und leitet monatliche Treffen für englischsprachige werdende Eltern in München.

baby&junior: Du bist ausgebildete Doula-Geburtsbegleiterin. Was gehört zu deinen Aufgaben und was ist der Unterschied zu einer Hebamme?

Julia Wright: Der wohl wichtigste Unterschied ist, dass ich als Doula keine medizinischen Tätigkeiten ausübe, das heißt, ich führe keine Untersuchungen durch und beurteile nicht den Gesundheitszustand einer Schwangeren oder ihres Babys. Meine Aufgabe besteht darin, als Vertrauensperson v. a. mental und emotional zu unterstützen. Nicht nur die werdende Mutter zu bestärken, sondern auch den werdenden Vater zu ermutigen, sich aktiv zu beteiligen. Ich übe mit ihnen Atmung und Geburtspositionen, um sie auf die Geburt vorzubereiten und helfe ihnen dabei ihre Wünsche, Ängste und Zweifel in einem Geburtsplan niederzuschreiben, sodass sie eine positive Geburtserfahrung machen können. Während der Geburt sorge ich dafür, dass Mutter und Vater gut versorgt sind. Ich halte Händchen, hole Wasser, verschaffe dem Vater Pausen, atme mit der Mutter durch die Wehen und gebe Tipps zur Schmerzbewältigung. Viele Hebammen haben leider nicht die Zeit, v. a. im stressigen Klinikalltag eine Frau rundum zu betreuen, genau da kann ich als Doula unterstützen.

Ich bin kein Ersatz für eine Hebamme, sondern arbeite immer Hand in Hand als Team mit den Hebammen und Ärzten. In München ist es z. B. in keiner Geburtsklinik möglich, seine „eigene Hebamme“ mitzubringen, die werdenden Eltern sind also völlig im Unklaren, wer sie während der Geburt begleiten und betreuen wird. Mit mir als Doula an ihrer Seite haben sie eine geburtserfahrene Begleitung, die sie kennen und vertrauen und die während der gesamten Geburt anwesend ist (was übrigens auch mal mehr als 24 Stunden sein kann). Diese 1-1-Begleitung resultiert in Geburten mit weniger Interventionen, weniger Kaiserschnitten und kann auch im Wochenbett zu einer einfacheren Stillbeziehung führen und postpartale Depressionen verhindern.

baby&junior: Zu deinem Unternehmen Mamiflow gehört außerdem deine Arbeit als Maternity Concierge. Was ist das genau?

Julia Wright: Als Maternity Concierge biete ich einen Concierge-Service für Schwangere an. D. h., ich stehe meinen Kunden während der Schwangerschaft und dem Wochenbett für alle Fragen jederzeit zur Verfügung. Ich selbst helfe bei der Suche nach einer Hebamme, berate zu Geburtsklinik und Geburtsplan und begleite beim Shoppen der Erstausstattung. Falls von meinen Kunden gewünscht, vermittle ich auch high-profile Nannys oder Maternity Nurses für die Zeit nach der Geburt oder unterstütze bei der Suche nach einem Babysitter oder einem KiTa-Platz. Nach der Geburt helfe ich bei der Beantragung der Geburtsurkunde, Passangelegenheiten und der Krankenversicherung für das Baby. Für das Thema Anträge und Finanzen habe ich ein erfahrenes Expertenteam, das die Beratung sowie auch das Ausfüllen der Anträge für meine Kunden übernimmt. Zusätzlich habe ich ein großes Netzwerk an Experten, auf das ich bei Bedarf jederzeit zurückgreifen kann und an meine Kunden vermitteln kann. Dazu zählen u. a. Hebammen, Frauenärzte, Fotografen, Stillberaterinnen, Trageberaterinnen, Osteopathen, Ernährungsberaterinnen, Personaltrainer u. v. m.

baby&junior: Wer nimmt diese Angebote in Anspruch bzw. wer sollte dies tun?

Julia Wright: Meine Kunden sind oftmals Expats mit internationalem Hintergrund, die sich mit dem deutschen System nicht auskennen, vielleicht auch kein Deutsch sprechen und/oder keine Zeit haben, sich um diese Dinge selbst zu kümmern, da sie beruflich sehr eingespannt sind. Aber auch Münchner nehmen gerne unseren Service in Anspruch, v. a. wenn sie ihr erstes Kind, Zwillinge oder Mehrlinge erwarten oder alleinerziehend sein werden und Unterstützung benötigen. Wir arbeiten mit einigen Firmen zusammen, die unseren Service für ihre Mitarbeiter als Benefit buchen oder damit Fachkräfte aus dem Ausland bei der Umsiedlung nach München unterstützen.

baby&junior: Nicht nur Frauen benötigen Unterstützung während der Schwangerschaft und Geburt. Was sind die wichtigsten Tipps, die du werdenden Papas geben kannst?

Julia Wright: Ich finde es enorm wichtig, auch die werdenden Papas in Vorbereitungen mit einzubeziehen, denn sie sind ein wichtiger Part. Werdende Papas können sich einerseits ganz wunderbar um alles Logistische und Organisatorische kümmern, sei es um ein eventuell größeres Auto, den Einbau der Kindersitze, das Zusammenbauen der Möbel oder aber auch um die Hebammensuche und die Anträge. Andererseits können sie auch eine wunderbare Unterstützung bei der Geburt sein, wenn sie wissen, was sie alles tun können. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, dass Papas bei der Geburtsvorbereitung dabei sind und wissen, was sie alles tun können und wie sie während der Wehen unterstützen können. Mein aller wichtigster Tipp für werdende Papas während der Schwangerschaft und Geburt ist Kommunikation! Liebe Papas, teilt euren Frauen mit, wenn ihr Angst oder Bedenken habt, stellt eure Fragen und findet heraus, was eurer Partnerin wichtig ist und wie ihr sie bestmöglich unterstützen könnt. V. a. während der Geburt seid ihr Motivator und Unterstützer – bereitet euch vor, eignet euch Wissen an, überlegt, was zu tun ist und welche Wünsche die werdende Mama hat, denn ihr kennt sie am besten!

baby&junior: Wann ist der beste Zeitpunkt, sich mit dir bei Interesse einer Zusammenarbeit in Verbindung zu setzen?

Julia Wright: Ich empfehle also eine erste Kontaktaufnahme ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche. Ansonsten gilt, je früher, desto besser, am besten direkt nach dem positiven Test. Ich kann meinen Kunden zu einem frühen Zeitpunkt oftmals mehrere Optionen anbieten, sei es bei der Wahl der Hebamme, der Geburtsklinik oder bei der Suche nach einer Nanny. Allerdings wäre ich kein Concierge, wenn ich nicht auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Lösung finden würde. Hier ein kleines Beispiel: eine Kundin aus Brasilien kam in der 34. Schwangerschaftswoche mit ihrem Mann nach Deutschland und wir haben innerhalb von 5 Wochen nicht nur eine portugiesische Hebamme für sie gefunden, sondern konnten sie auch noch in einer der begehrtesten privaten Kliniken in München zur Geburt anmelden und ein eigentlich ausverkauftes Kinderwagenmodell in einer speziellen Farbe organisieren.

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