27.10.20 – ADAC Vergleichstest 10/2020

Kindersitze: Mehr als die Hälfte schneidet gut ab

Im jährlichen Kindersitztest von ADAC und Stiftung Warentest wurden 14 verschiedene Modelle geprüft. Alle Sitze bestehen den Test, Empfehlungen gibt es zum Thema Einbau.

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Top-Ergebnisse: Die Mehrheit der getesteten Sitze schneidet mit „gut“ ab. © barelko.com - stock.adobe.com

 

Egal, ob Babyschale, integraler oder nicht-integraler Kindersitz: Das Ergebnis beim aktuellen Vergleichstest ist erfreulich, berichtet der ADAC auf seiner Website. Acht der 14 getesteten Sitze erreichen das ADAC Urteil „gut“, sechs Modelle erhalten ein „befriedigend“. Damit übertreffen alle getesteten Sitze die gesetzlichen Vorschriften. Für die verschiedenen Modellgruppen verweist der ADAC auf typische Einbaufehler. Hier kommen die Ergebnisse im Überblick:

Babyschalen
Babyschalen, die praktisch auch zum Babytransport ohne Auto genutzt werden können, sind für Kleinkinder bis ca. 1,5 Jahre geeignet. Im Auto befestigt werden sie mit dem Fahrzeuggurt oder per Isofix.

Cybex Aton B i-Size + Base M (Isofix): Gesamtnote 1,7

Cybex Aton B i-Size: Note 1,8

ABC Design Tulip: Note 2,2

ABC Design Tulip + Isofix base Tulip: Note 2,9

Die häufigsten Einbaufehler

Becken und Schultergurt vertauscht

Richtig: Beim Anschnallen von Babyschalen wird der Fahrzeuggurt immer zuerst über das Beinende der Schale gelegt und dann in das Gurtschloss eingesteckt. Der verbleibende Diagonalgurt, der nach oben zur Lehne des Fahrzeugsitzes läuft, wird anschließend um das Kopfteil der Babyschale gelegt.

Falsch: Werden Becken- und Diagonalgurt beim Anschnallen vertauscht, kann sich die Babyschale bei einem Frontalunfall aus dem Gurt drehen. Das Verletzungsrisiko fürs Baby ist dabei enorm hoch.

Gurt nicht in Führungshilfe eingelegt

Richtig: Die Führungen für den Fahrzeuggurt sind bei Babyschalen blau bzw. bei den neuesten Modellen grün gekennzeichnet. Sowohl der Beckengurt (am Beinende der Babyschale) als auch der Diagonalgurt (am Kopfende der Babyschale) müssen in die vorgesehenen Führungen eingelegt werden.

Falsch: Wird der Gurt nicht in die Führung eingelegt, so kann dieser beim Unfall abrutschen, die Schale wird nach vorne geschleudert, und das Baby kann dabei schwer verletzt werden.

Integrale Kindersitze
In den integralen Kindersitzen (bis ca. 4 Jahre) sind die Kinder mit integrierten Hosenträgergurten gesichert. Einige Modelle sind bereits ab Geburt zugelassen und können so als Ersatz für die Babyschale genutzt werden. Man kann sie meist sowohl entgegen als auch in Fahrtrichtung nutzen, lediglich Babys bis 15 Monate müssen „rückwärts“ sitzen.

Integrale Sitze sind meist einteilig und deshalb relativ schwer, viele neue Modelle können aber zum Hineinsetzen des Kindes praktisch zur Seite gedreht werden. Es gibt aber auch zweiteilige „integrale Kindersitze“ wie z. B. der „Besafe iZi Modular X1 + iZi Modular i-Size Base“ aus dem aktuellen Test. Hier ist der Einbau aufgrund der Zweiteilung zwar etwas leichter, doch die Sitzschale kann zum Anschnallen des Kindes nicht zur Seite gedreht werden.

Joie i-Spin Safe: Gesamtnote 1,6

Nuna Prym: Note 2,1

Recaro Salia: Note 2,3

Maxi-Cosi Mica: Note 2,7

Recaro Salia Elite: Note 2,7

Besafe iZi Modular X1 + iZi Modular i-Size Base: Note 2,0

Der häufigste Einbaufehler

Gurt zu lose

Richtig: Je enger die Gurte anliegen, desto geringer ist der Ruck bei der Rückhaltung und desto kleiner ist die Gefahr eines Anpralls am Vordersitz. Kindersitze haben meist keine Automatikgurte, deshalb muss der Hosenträgergurt beim Anschnallen am Zentralgurt straff gezogen werden. Der Beckengurt sollte möglichst unter die Jacke gelegt werden.

Falsch: Wird der Gurt beim Anschnallen nicht festgezogen, ist die Verletzungsgefahr fürs Kind viel höher. Wie gefährlich es ist, wenn das Kind mit den Armen aus dem Hosenträgergurt schlüpft, zeigt das nebenstehende Bild: Der Dummy fliegt nahezu ungebremst nach vorne – ein Kind würde mit dem Kopf an den Vordersitz prallen.

Nicht-Integrale Kindersitze
In nicht-integralen Kindersitzen werden Kinder mit dem Fahrzeuggurt angeschnallt, einige Modelle können zusätzlich mit Isofix oder mit Isofix und Top Tether mit dem Auto verbunden werden. Diese Sitze sind für Kinder ab etwa vier Jahren geeignet. Manche Modelle haben auch zusätzlich herausnehmbare Hosenträgergurte und können so direkt nach der Babyschale (frühestens ab 15 Monaten) genutzt werden. Wichtig ist die Rückenlehne: Sie übernimmt die Gurtführung und den Seitenaufprallschutz, dient auch als Schlafstütze.

Maxi-Cosi Morion: Note 2,0

Britax Römer Advansafix i-Size: Gesamtnote 2,6

Renolux Olymp i-Size: Note 2,9

Avova Sperling-Fix i-Size: Note 3,2

Die Fehler beim Einbau

Gurt nicht in der Führungshilfe

Richtig: Die Führungen für den Fahrzeuggurt sind bei Kindersitzen, die in Fahrtrichtung eingebaut werden, rot bzw. bei den neuesten Modellen grün gekennzeichnet. Sowohl der Beckengurt (seitlich am Sitzkissen) als auch der Diagonalgurt (am Sitzkissen und an der Kopfstütze) müssen in die vorgesehenen Führungen eingelegt und straff gezogen werden.

Falsch: Wird der Beckengurt nicht in, sondern über die Führung gelegt, verläuft er zu hoch über den empfindlichen Bauch des Kindes und überträgt die Belastung nicht über das Becken. Bei einem Unfall schneidet der Gurt in den Bauch ein und kann dabei schwere innere Verletzungen verursachen.

Rückenlehne falsch eingestellt

Richtig: Um den Kindersitz an das wachsende Kind anzupassen, kann die Rückenlehne in der Höhe verstellt werden. Bei korrekter Einstellung wird der Kopf seitlich gut abgestützt, der Diagonalgurt liegt mittig auf der Schulter des Kindes.

Falsch: Scheuert der Diagonalgurt am Hals (z. B. weil er aufgrund einer falsch eingestellten Rückenstütze nicht mittig über die Schulter verläuft), legen ihn manche Kinder unter die Achsel. Das erhöht das Verletzungsrisiko erheblich: Bei einem Frontalunfall wird der Oberkörper kaum zurückgehalten, der Kopf schleudert weit nach vorne, und der Diagonalgurt schneidet tief in den Bauch ein.

Weiterhin informiert der ADAC, dass ab 2020 sowohl die Testdurchführung als auch die Testauswertung dem Stand der Technik angepasst wurden. Die Änderungen im Test führen dazu, dass die aktuellen Ergebnisse nicht direkt mit denen der Vorjahre vergleichbar sind. Referenzversuche hätten aber gezeigt, dass die Unterschiede nicht besonders groß sind, sodass „sehr gut“, „gut“ und „befriedigend“ bewertete Kindersitze aus den Vorjahren weiterhin empfohlen werden können.

 Weitergehende Informationen finden Sie unter www.adac.de.