23.04.25 – Firmenübernahme und Geschäftsschließungen
Versandhaus Walz kauft Babymarkt
Aus für Babymarkt: Die beiden Finanzinvestoren Alteri und Tengelmann Ventures haben eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der das Versandhaus Walz den Wettbewerber Babymarkt übernehmen soll.
„Die bevorstehende Übernahme hat zur Folge, dass sämtliche Mitarbeitenden gekündigt werden. Auch unsere Filialen und die großartigen Teams vor Ort sind davon betroffen und werden abgewickelt“, schreibt Mike Weber auf LinkedIn, der vier Jahre als Regionalvertriebsleiter für den kompletten Filialbereich bei Babymarkt verantwortlich war. Genau wie er sind nun etwa 400 Mitarbeiter arbeitssuchend, denn die geplante Transaktion sieht vor, dass von Babymarkt nur der Onlinehandel in Kernmärkten unter dem Dach und der Regie des Versandhauses Walz weiterbetrieben werden soll. Die Babymarkt-Zentrale in Bochum, die drei Filialen in Essen, Dortmund und Duisburg sowie das Logistikzentrum werden geschlossen. Laut gemeinsamer Mitteilung der beiden Finanzinvestoren sei vorgesehen, nur die Marke babymarkt zu erhalten und innerhalb des Markenportfolios des Versandhauses Walz, zu dem u.a. baby-walz gehört, fortzuführen.
Lösungen für Babymarkt-Mitarbeiter
Eigner des Bochumer Onlineshops ist Tengelmann Ventures, der bereits im Jahr 2010 bei Babymarkt eingestiegen war und das Unternehmen später vollständig übernommen hatte. Der britische Finanzinvestor Alteri ist seit 2015 Besitzer der oberschwäbischen Walz-Gruppe, zu der neben dem Onlineshop Baby-Walz weitere Marken und aktuell rund 1000 Mitarbeiter gehören. Erst vor wenigen Wochen hat Baby-Walz das Schweizer Traditionshaus Obrist’s Baby Rose übernommen. Während dort alle Angestellten übernommen wurden, wollen die beiden Finanzinvestoren für die Babymarkt-Mitarbeiter „gemeinsam mit dem Betriebsrat zügig angemessene und sozialverträgliche Lösungen“ finden.
Schwieriges Marktumfeld
Neben Deutschland ist Babymarkt in 13 weiteren europäischen Ländern tätig. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „größte Onlineplattform für Baby- und Kinderartikel in Europa“. Ende 2021 wurde in einen neuen Marktplatz und die Weiterentwicklung der App investiert. Während das Angebot vorher auf Babys und die Altersgruppe Kleinkinder bis zu zwei Jahren ausgerichtet war, erhöhte sich mit dem neue Marktplatz das Altersspektrum – von der Erstausstattung über die ersten eigenen Schritte, den Erstbesuch in Kita oder Kindergarten bis hin zum ersten Schultag. 2022 kam mit Jenny Fischer zudem eine neue Chefin.
Laut „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ sei Tengelmann-Chef Christian Haub allerdings schon länger unzufrieden mit der Entwicklung des Tochterunternehmens Babymarkt gewesen. Seit Anfang 2025 wurde die Situation zunehmend kritischer, eine Insolvenz soll nur knapp verhindert worden sein. Die geplante Transaktion steht noch unter dem üblichen Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden und soll zeitnah – voraussichtlich im Mai – abgeschlossen sein. Tengelmann Ventures soll sich gemäß der Vereinbarung mit einer Minderheit am Versandhaus Walz beteiligen.