12.06.18 – Zukunft des Einkaufens

To Blog or not to Blog - Best Practices für Corporate Blogs im Handel

Es ist lange her, dass Jean-Remy von Matt 2006 Blogs als die „Klowände des Internets“ bezeichnet hat. Genau in diesem Jahr begann unsere Gastautorin Heike Scholz zu bloggen und tut es bis heute. Doch wie steht es um Corporate Blogs im Handel?

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© Heike Scholz

 

Corporate Blogs erfüllen verschiedene Funktionen und zahlen auf unterschiedliche Ziele ein, wie Steigerung der Markenbekanntheit, Aufbau einer Community, Kundennähe und -bindung und das Zeigen der eigenen Expertise. Ein eigenes Blog – der Begriff hat sich ursprünglich aus „Web Log“ abgeleitet , also einer Art Internet/Web-Logbuch – fungiert dabei als „Content Hub“, bündelt die eigenen Inhalte, die von hier aus wieder über Social Media ausgespielt werden können und führt auch von eben diesen Social Media-Plattformen immer wieder zurück auf die eigenen Webseiten. Corporate Blogs sind sowohl in der Kommunikation von Unternehmen untereinander (B2B) als auch in der Kommunikation mit dem Konsumenten (B2C) ein mächtiges Tool. Vorgehen, Inhalte und Zielsetzungen unterscheiden sich jedoch.

Best Practices rund um den stationären Handel
 
Im stationären Handel ist das Corporate Blogging noch nicht so verbreitet wie in anderen Branchen. Doch es gibt Beispiele für Corporate Blogs im Handel.

Die Backschwestern

Die Backschwestern sind Andrea und Susanne Juchem, Geschäftsführerinnen der Juchem Gruppe. Sie werden beim Bloggen von weiteren Mitarbeiterinnen des Unternehmens unterstützt und schaffen es, ein lebendiges und ansprechendes Blog zu führen. Die Begeisterung für das Backen und Bloggen spürt man in jedem Beitrag, alle relevanten Social Media-Plattformen werden bespielt, z. B. auf Facebook auch mit Kursen, die im eigenen „Backschwestern-Laden“ in Eppelborn durchgeführt werden. Damit gelingt auch die Verbindung von online zu offline. Ein rundum gelungenes Themen-Blog.

Der Shopblogger

Hier bloggt der Chef selbst. Björn Harste ist selbst Kaufmann und Chef des Neustädter Frischmarktes in Bremen und schreibt als Der Shopblogger herzhaft erfrischend über seinen Alltag im Supermarkt. Ohne jegliche Chef- oder sonstigen Allüren lässt er seine Leser/-innen teilhaben, egal ob ein Missgeschick passiert ist oder er seinen Supermarkt renoviert. Fast 20.000 Einträge weist sein Blog bereits auf. Harste befüllt sein Blog tatsächlich wie ein Logbuch. Unterhaltsam und wunderbar authentisch und ein Lehrstück für persönliches, authentisches Bloggen als Chef.

 Blogduft

Blogduft ist das Blog von Liebe in Hannover, einer „Lifestylewelt“ mit Kosmetik, Mode, Accessoires und einem Beauty Garden im Haupthaus in Hannover. Beratung und Service stehen für das Unternehmen im Vordergrund und so finden sich im Blog Kosmetik-Trends, Lifestyle-Artikel und Produktpräsentationen. Leider erfährt man im Blog nichts über die Autor*innen oder die Menschen in den Läden. Da es keinen Online-Shop gibt, werden Leser*innen nicht direkt zum Kauf animiert sondern zum Besuch in einem der vier Läden. Genau hier sehe ich Verbesserungsbedarf, denn wenn das Einkaufs- und Beauty-Erlebnis am POS im Vordergrund steht, sollten die Personen erkenn- und vielleicht schon ein wenig kennenlernbar sein, damit man vor Ort fast auf alte Bekannte treffen kann.

Geschmackssachen

Das Corporate Blog „Geschmackssachen“ kommt von der AEG und beschreibt sich selbst als „Essen, Kochen und die Welt des Genusses“. Das Blog ist professionell gemacht und hält sich wohltuend mit der Produktwerbung zurück, wobei sie nicht gänzlich fehlt. Bei den meisten Artikeln ist die Autorin/der Autor erkennbar und AEG schafft es, nicht nur eigene Redakteure/Redakteurinnen schreiben zu lassen, sondern bindet auch andere mit ein. So liefern auch einige bekannte Foodblogger und Spitzenköche, die in Portraits und Interviews vorgestellt werden, Beiträge. Damit ist dieses Blog das einzige in dieser Auswahl, das die Szene rund um das Thema versucht einzubeziehen und damit Teil davon zu werden.

Noch Luft nach oben

Fazit: Es gibt noch viel Entwicklungspotenzial bei den Corporate Blogs im Handel. Natürlich ist es keine leichte Aufgabe, ein gutes und lebendiges Blog ins Leben zu rufen und vor allem am Leben zu erhalten. Doch der Nutzen, den der Handel gerade auch lokal und regional daraus ziehen könnte, ist enorm. Und da verwundert es doch, dass nur so wenige aktiv sind. Hersteller und Marken sind an manchen Stellen weiter, aber auch hier ist noch Luft nach oben. Insbesondere sollten Hersteller bedenken, dass es nicht darum geht, wieder eine Produktbeschreibung nur in anderer Form online zu stellen und mit dem Online-Shop zu verlinken. Es geht darum, Geschichten zu erzählen, Mehrwerte für die Kunden zu schaffen und sie so an sich zu binden. Nicht leicht, aber machbar. Und wie wäre es denn mal mit dem gemeinsamen Bloggen zusammen mit dem stationären Handel?