26.11.19 – Handelsverband wehrt sich

BTE: „Kaum Warenvernichtung im Modehandel“

Der BTE Handelsverband Textil wehrt sich gegen Aussagen in den Medien, wonach rund 10 % der Bekleidung im deutschen Handel mangels Nachfrage vernichtet werden.

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Wie viel unverkaufte Ware wird in Deutschland vernichtet oder verramscht? Der BTE dementiert die Zahl von 10 %. © Sergey Ryzhov - stock.adobe.com

 

Nach einem Bericht in der Welt am Sonntag, demnach angeblich rund 10 % der im Handel angebotenen Kleidungsstücke mangels Kundennachfrage vernichtet oder verramscht werden, ist die Modebranche erneut in die Kritik geraten. Diese Behauptung sei jedoch nicht nachvollziehbar, erklärte der BTE. In einer Presseverlautbarung teilte der Verband mit, dass es nach seiner Kenntnis keine umfassende Erhebung zur Warenvernichtung, an der sich alle großen Marktplayer im Textilsektor beteiligt haben, gibt. Speziell für den Modefachhandel und den Online-Handel seien die veröffentlichten Zahlen viel zu hoch. Dies will der BTE mit folgenden Untersuchungen belegen:

 • Gemäß dem Umfragepanel des BTE-Kompetenzpartners hachmeister+partner (h+p), an der mehr als 900 Modehändler mit einem Gesamtumsatz von rund 11 Mrd. Euro teilnehmen, werden lediglich 5 bis 10 % aller im Handel angebotenen Bekleidungsteile letztendlich an einen Weiter-Verwerter abgegeben. Diese Ware landet zum Großteil im Ausland oder wird als Sonderposten angeboten, so dass in diesem Fall auch weniger begüterte Zielgruppen in den Genuss von guter Bekleidung kommen können. Tatsächlich vernichtet wird davon nach h+p-Schätzungen nur ein kleiner Bruchteil.

 • Speziell im Online-Handel wurde nach einer Studie der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg in 2018 lediglich 3,1 % der zurückgeschickten Bekleidung entsorgt, weitere 1,6 % wird gespendet. Hier muss zudem berücksichtigt werden, dass die Online-Retouren – im Vergleich zur nicht verkauften Neuware im stationären Modehandel – nicht selten stark verschmutzt oder beschädigt sind, so dass die Vernichtungsquote überdurchschnittlich sein dürfte.
Interessant in diesem Zusammenhang: Andere Branchen haben bei Online-Retouren deutlich höhere Entsorgungsquoten als die Modebranche. Im Einrichtungsbereich liegt diese z. B. bei 7,2 %.

Für den BTE bedeutet das, dass die Vernichtung neuwertiger Bekleidungsteile in der Modebranche eine Ausnahme darstellt. Ganz zu vermeiden sei die Entsorgung ohnehin nicht, da es auch bei Neuware immer wieder einmal zu Beschädigungen oder Produktionsfehlern kommen kann, so dass die Ware unverkäuflich ist bzw. wird. Ansonsten hat kein Modehändler schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen ein Interesse daran, verkaufsfähige Neuware ohne Not zu vernichten, argumentiert der Verband.

Trotzdem sollte der Modehandel sensibel mit diesem Thema umgehen und weiter versuchen, bedarfsorientierter einzukaufen, so dass am Ende der Saison möglichst wenig Ware übrig bleibt. In diesem Zusammenhang appelliert der BTE noch einmal an die Industriepartner, die Mindestordervolumina nicht weiter zu erhöhen, besser noch zu reduzieren.