17.05.23 – Gastbeitrag von „12minutes“
Verschlucken bei Babys: Richtiges Reagieren von Eltern kann Leben retten
Ab einem Alter von fünf bis sechs Monaten stecken Kinder alles in den Mund, weil in diesem Alter der Tastsinn über den Mund viel besser entwickelt ist als der Sehsinn. Sie ertasten sich also mit dem Mund ihre Umgebung. Fremdkörper wie kleine Spielzeugteile oder Nahrungsmittel können so schnell in die Luftröhre gelangen. Besonders gefährlich sind spitze Gegenstände wie Nadeln, Schrauben und Nägel, da diese Verletzungen hervorrufen können, oder Teile von Folien oder Luftballons, die nur schwer abgehustet werden können. Hauptsymptom einer Fremdkörperaspiration ist eine plötzlich einsetzende Luftnot mit Husten. Grundsätzlich gilt: Je größer der Fremdkörper, desto akuter sind die Symptome der Luftnot, da durch große Fremdkörper größere Teile der Lunge nicht mehr an der Atmung teilnehmen.
Was kann man tun?
Die hier geschilderten Maßnahmen solltet ihr dringend praktisch geübt haben, bevor die erste Fremdkörperaspiration bei eurem Kind eintritt. Wir bieten hierfür unsere Notfallübungspuppe und den „12minutes-Online-Kurs“ an. Dort trainieren wir die Manöver ausführlich mit euch und ihr bekommt auch noch mehr vertiefende Informationen.
Das Vorgehen unterscheidet sich je nachdem, wie schwerwiegend die Fremdkörperaspiration ist. Wenn euer Kind nur etwas hustet und dazwischen normal atmet, schreit, weint oder mit euch spricht, ist wahrscheinlich erstmal keine akute Gefahr. Man spricht dann von „Effektivem Husten“. Schaut einfach kurz in den Mund und versucht, sichtbare Fremdkörper zu entfernen. Aber ihr solltet keinesfalls nach Fremdkörpern im Rachen tasten, die ihr nicht seht. Wenn der Hustenstoß effektiv ist, solltet ihr abwarten bis der Fremdkörper selbstständig abgehustet wird. Nichts ist so effektiv wie das eigene Husten, um den Fremdkörper zu entfernen. Schläge auf den Rücken, lenken jetzt eher ab. Deshalb ermuntert euer Kind, weiter zu husten und überwacht es kontinuierlich.
Akute Lebensgefahr: Ineffektiver Husten
Wenn das Husten des Kindes ineffektiv wird, ist Gefahr im Verzug. Dies erkennt ihr daran, dass das Bewusstsein abnimmt, das Husten leiser wird, das Kind nicht mehr richtig Luft holt, um zu husten oder zu sprechen oder ihr eine Blauverfärbung der Haut bemerkt. Dann müsst ihr unbedingt sofort den Rettungsdienst alarmieren und schnell handeln: Solange das Kind bei Bewusstsein ist, legt ihr es am besten in Kopf-Tieflage mit dem Bauch auf euren Unterarm oder Schoß und stabilisiert den Kopf mit der Hand. Dann schlagt ihr, dosiert aber kräftig, mit der anderen fachen Hand maximal fünfmal auf den Rücken zwischen die Schulterblätter. Ziel ist es, den Fremdkörper mit einem einzelnen Stoß zu beseitigen, statt viele davon zu benötigen. Falls die Schläge auf den Rücken den Fremdkörper nicht beseitigen, müsst ihr im Anschluss bei Kindern unter einem Jahr bis zu fünf Thoraxkompressionen in Kopf-Tieflage durchführen.
„Heimlich Manöver“
Bei Kindern über einem Jahr solltet ihr nach den fünf Schlägen auf den Rücken bis zu fünfmal das „Heimlich Manöver“ durchführen. Dabei wird durch mehrere ruckartige Oberbauchkompressionen der Druck in der Lunge stark erhöht, um den Fremdkörper so auszustoßen. Die fünf Schläge auf den Rücken und das Heimlich Manöver, bzw. die Thoraxkompressionen bei Kindern unter einem Jahr werden immer im Wechsel wiederholt bis effektiver Husten eintritt oder der Fremdkörper entfernt ist.
Wenn der Sauerstoffmangel irgendwann zu ausgeprägt ist, kann es zu Bewusstseinsverlust und einem Herz-Kreislaufstillstand kommen. Sobald das Kind bewusstlos ist und nicht mehr atmet, müsst ihr mit der Reanimation beginnen.
Über „12minutes“
- In Deutschland dauert es im Schnitt 12 Minuten, bis der Rettungsdienst eintrifft.
- Um Eltern die Fähigkeiten zu geben, in diesen 12 Minuten effektiv zu helfen, hat das Ehepaar Dehé 2022 „12minutes“ gegründet
- Erste Hilfe bei Babys und Kindern unterscheidet sich stark von Erster Hilfe bei Erwachsenen. Daher gibt es auch bei Eltern, die einen Erste-Hilfe-Kurs z. B. im Rahmen des Führerscheins absolviert haben, noch viel Wissensbedarf.
- „12minutes“ und die innovative Notfallübungspuppe vereint praktische Übung und Theorie und macht das Lernen von Erster Hilfe bequem von zu Hause aus, flexibel und regelmäßig wiederholbar möglich.
Anmerkung: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen Behandlungen, er dient lediglich der Information.