14.04.21 – Trageumfrage 2020

Trageberaterinnen sind gefragt

Fokus Kind Medien aus Österreich hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit Michaela Lehner, Trageexpertin und Inhaberin der Trageschule Österreich und Schweiz, eine Umfrage zum Thema Tragen durchgeführt. Die Erkenntnisse sollen Trageberaterinnen, Herstellern und Menschen in der Geburtshilfe helfen, ihre Angebote entsprechend zu verbessern und auszubauen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse für Sie zusammengefasst.

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Vielen Eltern lassen sich zum Thema Tragen verstärkt von Trageberaterinnen informieren. © Fokus Kind Medien

 

An der Umfrage, die zwischen Juni und September 2020 in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wurde, nahmen 10.132 Personen teil (davon 97,9 % weiblich). Die Erhebung zielte auf zwei Hauptgruppen ab: schwangere Erstgebärende und deren Partner (7,3 %) sowie Eltern, die schon Kinder haben (92,2 %). Mit 62,3 % kamen die meisten Teilnehmer aus Deutschland, 32,2 % aus Österreich und 5,5 % aus der Schweiz.

 Erste Berührungspunkte mit Tragen sind nach Angaben der Befragten der Freundeskreis und die Familie (41,6 %). Hebammen und Geburtsvorbereitungskurse spielen hier nur eine marginale Rolle.

 Ist der Nachwuchs auf der Welt, nutzt der Großteil der Eltern bei größeren Distanzen sowohl einen Kinderwagen oder Buggy als auch eine Trage oder ein Tragetuch (75,8 %). Ausschließlich mit Trage oder Tragetuch bewegen sich 18,9 % der Eltern. Wichtigster Grund für Mütter und Väter, überhaupt eine Trage oder ein Tragetuch zu verwenden, ist, dass es die Bindung und Nähe zum Kind stärkt (76,7 %). Erstaunlich, dass der Faktor Ökologie/Nachhaltigkeit hier mit 0,6 % verschwindend gering ausfällt.

 Gründe für die Nichtnutzung von Tragen sind eine komplizierte Handhabung und mangelnder Komfort (37 %) sowie Gründe finanzieller, medizinischer, pädagogischer und auch modischer Art. Dabei haben 16,9 % der Eltern, die Tragen ablehnen, diese erst gar nicht ausprobiert. Rund 32,8 % hatten im Vorfeld die Hilfe von Trageberaterinnen und medizinischem Fachpersonal in Anspruch genommen.

 Mehrheitlich getragen wird der Nachwuchs von der Mutter (98,7 %) und dem Vater (73,7 %). Großeltern und andere Personen spielen eine untergeordnete Rolle. Zudem gibt es viele Eltern, die mehrere Tragen besitzen, zum Beispiel in verschiedenen Größen, für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten und mehrere Personen, oder um einfach unterschiedliche Modelle auszuprobieren.

 Verwendet werden am häufigsten Tragen mit Schnallen (58,4 %), darauf folgen Tragen zum Binden und Schnallen (46,5 %) sowie gewebte Tragetücher (45,8 %). Tragen zum Binden nutzen 29,4 %, elastische Tragetücher 29,6 % und Tragekraxen immerhin 9,8 %.

 

Hoher Einfluss der Trageberaterinnen

Wert auf Empfehlungen legen die Teilnehmer vor allem von Trageberaterinnen (51,3 %) oder von Freunden und Bekannten (42,6 %). Auch offizielle Tests und Bewertungen spielen eine Rolle (23,8 %), ebenso Internetforen (21,9 %). Weniger einflussreich sind Elterngruppen, Blogger/Influencer und Verkaufspersonal.

 Laut Studie scheinen also mehrheitlich Trageberaterinnen die Kaufentscheidung zu beeinflussen. Sowohl Eltern, die bereits Kinder haben als auch Schwangere gaben an, dass sie über das Internet bzw. die sozialen Medien von Trageberatungen erfahren haben, außerdem von Hebammen und dem Freundes- und Familienkreis. 98,2 % der erstgebärenden Schwangeren bzw. deren Partner gaben an, ihr Baby tragen zu wollen. Der Kauf einer Trage soll für 40,6 % im dritten Trimester der Schwangerschaft erfolgen, rund 40,1 % wollen nach der Geburt einkaufen gehen. Aber nicht alle wollen auch eine Beratung in Anspruch nehmen.

 Gründe, sich nicht beraten zu lassen, sind sowohl bei Eltern als auch bei Schwangeren mangelndes Wissen, mangelnde lokale oder unattraktive Angebote, finanzielle Gründe sowie Einschränkungen aufgrund von Corona. Eltern ohne Beratung haben sich das Tragen mehrheitlich (62,1 %) selbst angeeignet. 12,4 % ließen es sich im Fachhandel zeigen. Auch 69 % der Schwangeren, die auf eine Beratung verzichten, wollen sich das Tragen selbst beibringen.