14.03.17 – ZDF Wiso: Babytees im Test

Krebserregende Pflanzengifte

Schadstoffe, die durch Unkräuter in die Tee-Ernte gelangen, gefährden den empfindlichen Organismus von Babys und Kleinkindern – die WHO warnt seit Jahren vor den Langzeitfolgen. Bei einer erneuten Überprüfung konnte das Verbrauchermagazin Wiso keine Verbesserung feststellen.

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Das geringste Risiko gehen Eltern ein, wenn sie ihre Kinder einfach Wasser statt Tee trinken lassen. (Foto: Nûby)

 

In fünf von ingesamt 17 Kräutertees speziell für Babys fanden sich Pyrrolizidinalkaloide (PAs), wie das ZDF-Verbrauchermagazin Wiso im Februar 2017 berichtete. PAs gelten als schädlich für den Organismus und können Lebertumore verursachen; auch eine schädigende Wirkung auf das Erbgut wurde im Tierversuch nachgewiesen. Bei allen fünf belasteten Tees handelt es sich um Bio-Produkte, der PA-haltigste Sidroga Bio Säuglings- und Kindertee wurde sogar in der Apotheke gekauft.

Gesundheitlich gefährdet sind gerade Säuglinge und Kleinkinder, da ihr Organismus besonders empfindlich auf derart schädliche Stoffe reagiert. „Deshalb haben die PAs in Babytees überhaupt nichts verloren“, sagt Kinder-Gastroenterologe Prof. Dr. med. Klaus-Michael Keller. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warne seit Jahren vor den gefährlichen Langzeitfolgen selbst bei niedriger Dosierung; gesetzliche Grenzwerte gibt es bislang nicht.

PAs kommen nicht in den Teekräutern selbst vor, sondern im Unkraut zwischen den Teekräutern und gelangen so auf einfachem Weg in die Ernte. Erst im Januar diesen Jahres hatte die Stiftung Warentest vor dem Kamillentee Kusmi Tea gewarnt, der mit nur einem Beutel den Wert für die Unbedenklichkeit hinsichtlich der Kanzerogenität von PAs um das 380-Fache und hinsichtlich der chronischen Leberschädlichkeit des Pflanzengifts um das 27-Fache überschritten hatte.

Stellungnahmen

Als Reaktion auf das Wiso-Untersuchungsergebnis nahm Sidroga, Bad Ems, die betroffene Charge seines Babytees vom Markt. Die entsprechenden Rückstellmuster seien nochmals von einem führenden unabhängigen Institut geprüft worden: „Das Ergebnis war unauffällig“, heißt es von Seiten des Herstellers.

Sonnentor (Sonnenkind Bio Baby Tee Kräuter) setzt auf richtige und sorgfältige Feldpflege, um PA-haltige Beikräuter zu vermeiden. Diese müssten händisch entfernt werden. Man gehe jedoch von keiner Gefahr für den Teekonsumenten aus; Analysen hätten keinerlei Hinweise auf PA ergeben. „Wir können Ihnen daher versichern, dass nur einwandfreie Produkte von uns in den Verkehr gebracht werden“, schreibt der Anbieter aus Sprögnitz in Österreich.

„Zahlreiche Maßnahmen vor und nach der Ernte“ ließ Alnatura (Alnatura Bio Baby Fenchel Tee) einleiten; daneben setzt das Bickenbacher Unternehmen auf externe Forschungseinrichtungen, spezielle Anbauberatungen und Feldbegehungen. Die getestete und PA-belastete Charge sei auch vom Hersteller-Partner überprüft worden: „Diese Untersuchung zeigte deutlich niedrigere Werte als die von Ihnen (ZDF Wiso, Anm. d. Red.) mitgeteilten bzw. waren sogar ohne Befund“, schließt die Stellungnahme.