08.08.18 – Handelsstudie

Mit Multi-Channel lässt sich's punkten

Online bleibt der Wachstumstreiber im Handel, zeigt eine aktuelle IFH-Studie. Mit kreativen Konzepten kann auch der stationäre Handel davon profitieren.

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Beliebt bei den Verbrauchern sind Innenstädte, die mit attraktiven und ausgefallen Shop-Konzepten auch ein bisschen Erlebnis-Charakter bieten. © Tim Caspary/pixelio.de

 
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Online-Shopping ist beliebt wie nie: Im vergangenen Jahr legte der Kanal noch einmal um fast 10 % zu. © www.kaufenmitverstand.de

 

Die gute Nachricht zuerst: Die vom Institut für Handelsforschung (IFH) Köln im Auftrag der Messe Frankfurt durchgeführte Studie „Status Quo – Handel Deutschland” zeigt, dass die Verbraucher in Kauflaune sind. Zum achten Mal in Folge hat sich der inländische Gesamtumsatz positiv entwickelt und betrug im Jahr 2017 595 Mrd. Euro – gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 4,2 %. Allerdings, so zeigt die Studie weiterhin, ist es insbesondere der Online-Handel, der gewinnt und ein Umsatzplus von 9,7 % verbuchen konnte. Darüber hinaus prognostiziert das IFH dessen Ausweitung auf weitere Branchen über die aktuellen Spitzenreiter Kleidung, Bücher und Elektrokleingeräte hinaus.

Treffen wird das wohl v. a. den stationären Einzelhandel, dessen Strukturwandel bereits jetzt deutlich sichtbar wird: So zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass in jüngerer Vergangenheit immer mehr kleine und mittlere Einzelhandelsgeschäfte zugunsten größerer Filialisten und Fachmärkte weichen mussten. Die Zahl der Einzelhandelsunternehmen sank von 2000 bis 2017 von 409.760 auf 298.657 – ein Rückgang von 27,1 %. Der Trend geht also weg vom kleinbetrieblichen Fachhandel und hin zu Ketten, Filialen, großen Märkten und Online-Angeboten.
  
Die Gründe sind, so die Studie, vorrangig ökonomischer Natur: Denn zum einen können die kleinen Betriebe oft nicht mit dem Preis- und Angebotswettbewerb der „Großen” mithalten, zum anderen mangelt es an finanziellen Mitteln und Know-how zum Aufbau eigener Online-Kanäle. Aber nicht nur kleine Geschäfte haben aktuell zu kämpfen, auch die einst so beliebten Wettbewerber in Shoppingcentern am Stadtrand oder „auf der Grünen Wiese” müssen deutliche Besucher- und Umsatzrückgänge hinnehmen. Die Gunst der Konsumenten haben hingegen die lebhaften und attraktiven Innenstädte der Großstädte und Metropolen. Die dortigen inhabergeführten Fachhändler können oft mit Individualität, Service und Ambiente sowie Erlebnischarakter punkten.
 
Verbraucher shoppen anders

Grundsätzlich bringen demografischer Wandel und geändertes Kaufverhalten große und vielseitige Herausforderungen für den Handel mit sich. Nicht nur der Einsatz mobiler Technologien erfordert ein Umdenken sowie neue Arten von Warenpräsentation und Handelsformaten. Die 2017 vom IFH durchgeführte Studie „Vitale Innenstädte“ zeigt, dass bereits heute 18,6 % der Verbraucher lieber im Internet shoppen als die Innenstadt aufzusuchen. Noch höher ist der Anteil einerseits in kleinen Städten bis 25.000 Einwohner, wo das Online-Shopping hauptsächlich dazu dient, Versorgungslücken zu schließen, aber auch in größeren Städten ab 100.000 Einwohnern: Hier sind es jüngere, online-affine Gruppen, die die Angebote des Internets dem stationären Handel vorziehen.