04.11.19 – Zukunft des Einkaufens

Digitalisierung: 5 Tipps für kleine Händler

Ansätze zur Nutzung digitaler Technologien im Handel gibt es etliche. Wie Digitalisierung auch bei kleinen Händlern funktionieren kann, erklären unsere Gastautoren Stephan Tromp und Frank Rehme.

-Stephan-Tromp-und-Frank.jpg

Frank Rehme ist Mitgründer von Zukunft des Einkaufens und gilt als einer der wichtigsten Vordenker im Bereich Innovation und Zukunftsgestaltung. © Zukunft des Einkaufens

 
-Stephan-Tromp-und-Frank.jpg

Stephan Tromp ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland und Mitinitiator des Kompetenzzentrums Handel. © Zukunft des Einkaufens

 

Während sich bei großen Händlern ganze Abteilungen mit Digitalisierungsthemen beschäftigen, fehlt es kleinen, inhabergeführten Formaten oft an Zeit und Personal. Für diese Zielgruppe wurde als Teil der Mittelstand-Digital-Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie das „Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentum Handel” gegründet, das Informationen, Workshops und Sprechstunden bietet. Kleinen Händlern, die erkannt haben, wie wichtig das Thema ist, aber in der Praxis nicht wissen, wo sie anfangen sollen, soll die folgende 5-Punkte-Übersicht Orientierung bieten.

Nummer 1: Abwarten ist keine Alternative

Die Entwicklung der Digitalisierung verläuft nicht linear, sie ist exponentiell, wer wartet, verliert schnell den Anschluss. Beispiel: Zwei Fußgänger laufen gleichzeitig los. Person 1 bewegt sich linear und macht einen Schritt nach dem anderen. Person 2 läuft exponentiell, bei jedem Schritt verdoppelt sich also der zurückgelegte Weg. In der Zeitspanne, in der Person 1 zwanzig Meter zurücklegt, hat Person 2 bereits 542 Kilometer absolviert. Für den Handel bedeutet das: Man muss nicht jeden Digitalisierungsschritt kennen oder mitgehen, sollte aber die Zusammenhänge kennen, um die großen Trends einordnen zu können.

Nummer 2: Übersicht ist alles

Grundlage für jede Art der Digitalisierung ist der Besitz aller artikel- und unternehmensrelevanten Daten: Bestände, Preise, Qualitäten und Lieferzeiten. Kurzum: Ohne Warenwirtschaftssystem ist man nicht mehr zukunftsfähig. Ob zur Unternehmenssteuerung oder zur kooperativen Übermittlung an Drittsysteme wie Google: Ohne eine Echtzeit-Bestandsführung werden Händler zukünftig in die analoge Diaspora abtauchen und somit für potenzielle Kunden unsichtbar sein.

Nummer 3: Aufmerksamkeit erlangen

Jeder Mensch erlebt pro Tag zwischen 6000 und 10.000 Werbebotschaften. Die Frage, die sich jeder Händler stellen muss: Warum sollte der potenzielle Kunde ausgerechnet mir seine Aufmerksamkeit schenken? Dies herauszufinden ist Basis für jeden Umsatz. Eine wohl platzierte und vor allem relevante Präsenz im Auge des Kunden ist eine Aufgabe, die der Handel neu lernen muss. Um ihn dabei zu unterstützen, werden Zukunft des Einkaufens und das Kompetenzzentrum Checklisten und Arbeitshilfen zur Verfügung stellen.

Nummer 4: Nur wer seine Kunden richtig kennt, baut eine ganzheitliche Bindung auf

Kundenbindung durch analoge Mittel allein reicht nicht mehr aus. Viele Fragen können allein durch eine Kombination von Daten über den Kunden in Verbindung mit dem Wissen über das eigene Format beantwortet werden. Eine einfache Lösung ist die Beteiligung an einem bestehenden oder der Aufbau eines eigenen Kundenbindungssystems. Häufig bietet die örtliche Händlergemeinschaft oder Wirtschaftsförderung die Möglichkeit, sich einem System anzuschließen.

Nummer 5: Nutze die Kraft der Großen

Gerade der kleine und mittelständische Handel beklagt oft die ungleichen Rahmenbedingungen der großen Online-Riesen. Wenn man aber genau hinschaut, stellt man fest, dass man die dort entwickelten Lösungen gut für sich selbst nutzen kann – etwa, indem man sich über einen sogenannten Alexa-Skill Zugang zum Wohnzimmer der potenziellen Kunden verschafft. Eine andere Möglichkeit ist die Nutzung von Google Local Inventory: Dieser Dienst bietet die Möglichkeit, auch als kleiner Händler ohne Online-Shop als lokaler Anbieter zu erscheinen. Dafür muss der Händler aber seine Bestände und Preise abgleichen – womit wir wieder bei Orientierungshilfe 2 wären.