31.07.24 – Gastbeitrag von Notfallsanitäterin Larissa Meier
Wiederbelebung bei Babys
Die Wiederbelebung bei Babys und Kindern ist ein seltener, aber zeitkritischer Notfall, bei dem es darauf ankommt, schnell und sicher reagieren zu können. Die auch unter dem Namen erstehilfekind bekannte Notfallsanitäterin und Erste Hilfe-Ausbilderin Larissa Meier erklärt, was zu tun ist, wenn ein Baby bewusstlos ist und nicht mehr atmet.
Da Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, gibt es ein paar Besonderheiten, die du kennen solltest, um die Wiederbelebungsmaßnahmen möglichst effektiv durchführen zu können. Wird dein Baby oder eine andere Person bewusstlos und derjenige hört zusätzlich auf zu atmen, werden Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig, da auch das Herz dann nicht mehr schlägt. Das Herz kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr selbstständig Blut durch den Körper transportieren und die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Insbesondere das Gehirn reagiert besonders empfindlich auf Sauerstoffmangel. Mit jeder Minute ohne Sauerstoff sinkt die Überlebenschance um 10 bis 12 %. Bereits nach 3 bis 5 Min. beginnen erste Gehirnzellen abzusterben. Selbst wenn der Rettungsdienst unmittelbar gerufen wird, benötigt er meist ca. 10 Minuten an den Einsatzort. Sofern in dieser Zeit keine Wiederbelebungsmaßnahmen durch Ersthelfer durchgeführt werden, kann es zu schweren, irreversiblen Schäden am Gehirn kommen. Der Wiederbelebung durch Ersthelfer kommt also eine entscheidende Rolle beim Überleben der entsprechenden Person zu.
Das kannst du jetzt tun
Die von mir hier beschriebenen Maßnahmen solltest du unbedingt auch praktisch gesehen und geübt haben, damit du diese im Notfall sicher abrufen kannst. In meinem Online-Erste-Hilfe-Kurs am Baby und Kind zeige ich dir neben vielen weiteren Erste-Hilfe-Maßnahmen selbstverständlich auch, wie du Wiederbelebungsmaßnahmen durchführst und du kannst es mit deiner eigenen Übungspuppe, die du direkt zu dir nach Hause geliefert bekommst, üben und immer wieder wiederholen.
Lege dein bewusstloses Baby auf einer festen Unterlage wie dem Fußboden ab. Überprüfe in Rückenlage zunächst das Bewusstsein deines Babys. Fasse es dazu an und sprich es laut an. Ist es bewusstlos, rufe um Hilfe, um weitere Helfer auf dich aufmerksam zu machen. Ein zweiter Helfer kann dann direkt den Notruf wählen. Bist du allein, fahre zunächst mit den Maßnahmen fort.
Jetzt musst du die Atmung prüfen. Dazu bringst du den Kopf deines Babys in eine Neutralposition (Augen senkrecht zur Decke). Der Kopf wird bei Babys nicht wie bei älteren Kindern und Erwachsenen überstreckt! Beuge dich über dein Baby und fühle, höre und sieh, ob es atmet oder nicht. Ist dein Baby bewusstlos, aber atmet, lege es in die stabile Seitenlage und ruf den Rettungsdienst. Atmet dein Baby nicht, musst du fünf Beatmungen durchführen. Dazu belässt du den Kopf in Neutralposition und beatmest über Mund und Nase mit deinem Mund. Du musst hier keinen Luftballon aufpusten. Atme einfach normal aus.
Die Wiederbelebungsmaßnahmen
Merkst du keine Reaktion bei deinem Kind, beginnst du mit den eigentlichen Wiederbelebungsmaßnahmen. Entkleide dazu den Brustkorb, indem du die Kleidung entweder hochschiebst oder zerschneidest. Suche nun die Mitte des Brustkorbs auf. Diese befindet sich im Kreuz zwischen Brustbein und der Verbindungslinie der Brustwarzen. Platziere hier bei deinem Baby zwei Finger und drücke 30-mal mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 120 Schlägen pro Minute ungefähr ein Drittel des Brustkorbs ein. Achte dabei darauf, dass du immer wieder mit den Fingern in die Ausgangsposition zurückkommst.
Führe nun zwei Beatmungen durch. Thoraxkompressionen und Beatmungen führst du immer im Wechsel durch. Rufe spätestens nach einer Minute den Rettungsdienst, sofern dies bis jetzt noch nicht geschehen ist. Höre mit den Wiederbelebungsmaßnahmen nicht auf, außer dein Kind gelangt offensichtlich zu Bewusstsein oder der Rettungsdienst übernimmt die Wiederbelebung.
Wichtig zu wissen
Pulskontrolle wird nicht mehr gemacht. Wer nicht atmet, hat auch keinen Puls. Diese fehleranfällige Überprüfung des Pulses kannst du daher getrost weglassen und so schneller mit der Wiederbelebung starten.
Während der Wiederbelebung überprüfst du auch nicht noch mal die Atmung. Selbst wenn das Herz deines Babys wieder anfangen sollte zu schlagen, ist es nicht schlimm, wenn du noch weitermachst. Ein schlagendes Herz bekommst du nicht durch einfaches Drücken aus dem Takt. Das Herz kann im Gegenteil die zusätzliche Unterstützung in dieser Anfangszeit gut gebrauchen, da es erst wieder zu seiner Leistungsfähigkeit zurückkommen muss. Bei Kindern ab einem Jahr werden die Maßnahmen dem Alter entsprechend etwas abgewandelt. Die genauen Unterschiede kannst du am besten im Erste-Hilfe-Kurs sehen und selbst ausprobieren.