07.04.22 – Allianz Trade Studie

Ukraine-Konflikt: Kommt der Modehandel aus der Mode?

Laut der Allianz Trade Studie trübt der Ukraine-Konflikt die Aussichten für den textilen Einzelhandel ein, sowohl in Europa als auch in Deutschland.

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Der Ukraine-Konflikt gefährdet Umsätze in Höhe von 4,85 Mrd. Euro im Mode-Einzelhandel in Europa, davon 1,12 Mrd. Euro in Deutschland. © 4Kidz eu

 

Das Vertrauen der europäischen Verbraucher hat einen deutlichen Dämpfer erhalten. In der Folge des geringeren Wirtschaftswachstums könnte der Modehandel außer Mode kommen: Rund 4,85 Mrd. Euro an Konsumausgaben für Mode könnten 2022 in Europa verloren gehen. Besonders hart dürfte es dabei den Mode-Einzelhandel in Italien (-1,45 Mrd. Euro) und in Deutschland (-1,12 Mrd. Euro) treffen.

„Die Ausgaben für Mode bleiben durch den Ausbruch des Ukraine-Konflikts voraussichtlich weit unter dem Niveau von vor der Pandemie zurück“, sagt Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade. „Neben diesen Negativeffekten beim Umsatzwachstum kämpfen die Einzelhändler zusätzlich mit anhaltend hohen Rohstoffpreisen, die die Bruttomargen noch weiter unter Druck bringen. Das ist nach mehr als zwei Jahren Pandemie mit mehreren Lockdowns und den altbekannten strukturellen Problemen für viele Unternehmen ein sehr schwieriges Pflaster. Das Insolvenzrisiko im textilen Einzelhandel bleibt damit auch in den kommenden zwei Jahren hoch.“

Strukturwandel beschleunigt

Die Pandemie hat die Branche und das Verbraucherverhalten nachhaltig verändert und so den Strukturwandel noch weiter beschleunigt: „Das Erbe der Pandemie ist auch ohne die jüngsten Ereignisse für den spezialisierten und insbesondere für den stationären Mode-Einzelhandel sehr schwierig“, sagt Duthoit. „Online ist das neue Schwarz bei den Vertriebskanälen und ‚Casual’ sowie Secondhand das neue chic bei den nachhaltigeren Konsummustern. Bei den Produkten war insbesondere Sportbekleidung in.“

Modehandel außerhalb vom Ladengeschäft

In der Summe aber lagen die monatlichen Umsätze im Modehandel in Europa im vierten Quartal 2021 noch immer mehr als 10 % beziehungsweise 1,7 Mrd. Euro unter dem Niveau von 2019. Der Nachhol-Boom ging am europäischen Mode-Handel vielerorts vorbei, insbesondere in Italien und Spanien. Die deutschen Mode-Händler schlugen sich im Vergleich allerdings relativ gut: Hierzulande lagen die monatlichen Umsätze im vierten Quartal 2021 lediglich 1,3 % beziehungsweise 63 Mio. Euro unterhalb der Werte von 2019. „Der Kuchen war insgesamt kleiner und wurde dann noch anders verteilt“, sagt Duthoit. „Wir schätzen, dass inzwischen mehr als 40 % der Mode-Umsätze außerhalb der spezialisierten Ladengeschäfte erfolgen.“