25.06.25 – Gastbeitrag von Frederik Reim, Faire

Trends erfolgreich für sich nutzen

Der Einzelhandel steht unter Innovationsdruck: Trends entstehen und verschwinden schneller denn je und wer nicht Schritt hält, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Doch welche Trends sind wirklich relevant? Wie lassen sie sich nutzen, um den eigenen USP zu stärken und den Umsatz zu steigern? Wie gelingt der Balanceakt zwischen kurzlebigen Hypes und nachhaltigen Evergreens? Und was können Einzelhändler von Brands lernen, die diese Trends initial mitgestalten?

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Unser Gastautor Frederik Reim von Faire. © Faire

 
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Die Marke nuukk ist bekannt für ihre sorgfältig zusammengestellten Kollektionen und investiert bewusst viel Zeit dafür, Trends in ihren Anfängen zu erkennen. © nuukk

 

Eine Marke, die Trends mit großem Erfolg nutzt, ist die in Berlin gegründete Marke nuukk – bekannt für ihre sorgfältig zusammengestellte Kollektion handgefertigter Produkte und einzigartiger Kunstwerke lokaler Künstler. Als langjähriger Kunde von Faire vertreiben sie ihre Produkte weltweit und investieren bewusst Zeit und Ressourcen dafür, Trends in ihren Anfängen zu erkennen und sie in eine nachhaltige und authentische Markenstrategie zu integrieren.

1. Beobachtung gesellschaftlicher Strömungen und kreativer Austausch

Um Trends erfolgreich in die eigene Strategie zu integrieren, müssen sie frühzeitig erkannt werden. Das gelingt mithilfe einer kontinuierlichen Beobachtung (sozialer) Medien, den Austausch mit Kreativpartnern und das Aufgreifen soziokultureller Impulse. „Wir erkennen Trends durch den Austausch mit Illustrator:innen, Messebesuche und das Beobachten gesellschaftlicher Strömungen. Diese Erkenntnisse fließen direkt in unsere Produktentwicklung ein“, sagt Andrea Hild, Gründerin von nuukk. Ebenso wichtig ist es, den Trend-Typ richtig einzuordnen und zu entscheiden, ob es sich um kurzlebige Mikrotrends, längere Zeit prägende Mega-Trends oder zeitlose Evergreens handelt. Kurzfristige Mikrotrends dürfen dabei nicht die Beständigkeit des Sortiments gefährden. Evergreens dienen hingegen als verlässliche Säulen für die dauerhafte Markenidentität.

2. Der Einsatz von KI zur Trendidentifizierung und -nutzung

Tools wie Google Trends oder Pinterest Analytics helfen, Konsumverhalten und Verkaufsdaten in Echtzeit zu analysieren, sodass Einzelhändler frühzeitig auf wachsende Nachfrage reagieren können. Indem sie die Beliebtheit bestimmter Begriffe oder Produkte in sozialen Medien und Suchmaschinen auswerten, lassen sich Veränderungen im Kaufverhalten schnell erkennen. So können neue Produkte bereits ins Sortiment aufgenommen werden, noch bevor ein Trend den Massenmarkt erreicht. Dadurch etablieren sich Einzelhändler als early adopter und fügen dem eigenen Profil ein neues Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz hinzu. Dabei ist es nicht zwingend erforderlich, auf KI zurückzugreifen, um Trends zu erkennen: „Wir nutzen vor allem Pinterest Analytics, um zu sehen, welche Designs und Farbschemata aktuell gefragt sind. Das hilft uns, die Wünsche unserer Zielgruppe zu antizipieren und Produkte zu entwickeln, die diese Trends widerspiegeln. Darüber hinaus werten wir regelmäßig auch die Suchanfragen auf unserer Website aus.“

3. Social Media als Trendquelle

In der heutigen Zeit spielt Social Media eine entscheidende Rolle bei sowohl der Identifizierung als auch der Verbreitung von Trends. „nuukk ist seit circa 10 Jahren auf Instagram und es ist sicher nicht mehr wegzudenken. Wir gestalten durch unsere Präsenz und unsere Inhalte damit aktiv Trends mit und pushen damit insbesondere auch Werte wie Nachhaltigkeit und bewussten Konsum, die uns besonders wichtig sind.“ Instagram ist für nuukk also nicht nur ein Verkaufsinstrument, sondern eine Plattform, um Trends zu definieren, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen und eine starke Bindung zur Zielgruppe aufzubauen. „Außerdem ist uns der direkte Austausch mit unserer Community sehr wichtig. Wir nehmen Kundenfeedback aktiv in den kreativen Prozess auf, um unsere Produkte so zu gestalten, dass sie genau den Wünschen unserer Zielgruppe entsprechen.“ Um wertvolle Insights für die Produktentwicklung zu gewinnen, nutzt nuukk Newsletter-Befragungen für Händler und Umfragen in Instagram Stories. Dieser Austausch muss nicht ausschließlich digital stattfinden: „Offline setzen wir vor allem auf die Teilnahme an Designmärkten, um unsere Zielgruppe noch direkter zu erreichen. Pop-up-Events sind ebenfalls ein spannender Bereich, den wir perspektivisch weiter ausbauen möchten.“ Für Einzelhändler wertvoll: Eine Analyse von Verkaufsdaten und Kundenfeedback liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, welche Trends tatsächlich bei der Zielgruppe ankommen.

4. Aktuelle Trends und eigener Stil müssen harmonisieren

Es ist falsch, jedem Trend blind zu folgen – viel wichtiger ist es, diesen mit der eigenen Markenidentität harmonisch und authentisch zu verknüpfen. Marken müssen den Trend so adaptieren, so dass er zu ihrem einzigartigen Stil und ihren Werten passt. nuukk setzt hier auf Kontinuität: „Wir verbinden aktuelle Impulse mit unserem eigenen Stil und schaffen dadurch Produkte mit nachhaltiger Relevanz“. nuukk kopiert Trends nicht oberflächlich, sondern verknüpft diese kreativ und authentisch mit der eigenen, gefestigten Markenphilosophie, wie etwa durch den Fokus auf Nachhaltigkeit und handgefertigte Produkte.

5. Storytelling und die Schaffung ästhetischer Welten

Trends leben von der Geschichte, die sie erzählen. Erfolgreiche Marken nutzen stringentes Storytelling, um ihre Designs in eine größere ästhetische Welt einzubetten und so eine emotionale Verbindung zu ihren Kunden herzustellen. In unsicheren Zeiten suchen Menschen nach Produkten, die ihnen ein Gefühl von Geborgenheit, Hoffnung und Beständigkeit vermitteln. nuukk greift dieses Bedürfnis auf und setzt mit dem Everyday Hopecore-Trend, der laut dem Faire Forecast in diesem Jahr eine bedeutende Rolle spielt, ein starkes Statement. „Everyday Hopecore bringt eine positive Alltagsästhetik mit sich, die gleichzeitig beruhigend und inspirierend wirkt. In einer Zeit, in der so vieles digital und flüchtig erscheint, schaffen handgefertigte Designs und Produkte mit echter künstlerischer Handschrift ein Gefühl von Verankerung und Echtheit“, beschreibt Andrea Hild. Durch die Zusammenarbeit mit unabhängigen Illustratoren und die bewusste Materialauswahl erzählt nuukk eine Geschichte von Authentizität, Kreativität und nachhaltigen Werten. Dieser Ansatz lässt sich auch für den Einzelhandel übersetzen: Die Ladenfläche sollte so gestaltet werden, dass das Shoppen zum Erlebnis wird und die Kunden in eine ganz eigene, individuelle Welt eintauchen.

Über den Autor

Frederik Reim ist Country Lead DACH bei Faire und verantwortlich für das Wachstum der deutschsprachigen Märkte. Er hat bereits umfangreiche Erfahrungen in diesem Bereich bei Deliveroo gesammelt, wo er unter anderem für die strategische Entwicklung neuer Märkte zuständig war.