21.04.21 – Bundesverband des Deutschen Schuheinzelhandels (BDSE)

Schuhhandel am Rand der Existenz

Der zweite, seit Mitte Dezember 2020 anhaltende Lockdown bringt den Schuheinzelhandel zur Verzweiflung. Der BDSE erläutert das rückläufige Marktvolumen.

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Jeden Monat, in dem der stationäre Schuhhandel geschlossen bleiben muss, gehen ihm rund 700 Mio. Euro Umsatz verloren. © Kids World

 

Nach vorläufigen BDSE-Berechnungen schrumpfte das Marktvolumen bei Schuhen in 2020 um 13,5 % auf 10,2 Mrd. Euro. Zwar konnte der Online- und Katalogversandhandel bei Schuhen um 15 % zulegen, doch gingen in dieser Zeit dem stationären Schuhhandel rund 23 % seiner Umsätze verloren. Neben den Schuhfachgeschäften mussten auch andere Vertriebsformen des Einzelhandels, die dem Lockdown unterlagen, bei ihren Schuhumsätzen zweistellige Einbußen verkraften, so beispielsweise die Schuhsortimente der Kauf- und Warenhäuser und jene der Bekleidungsgeschäfte.

Hohe Verluste

Nach den Verkaufssaisons Frühjahr/Sommer 2020 und Herbst/Winter 2020/21 ist dies nun die dritte Saison in Folge, in der die Unternehmen auf einem großen Teil ihrer eingekauften Ware sitzen bleiben und hohe Verluste einfahren werden. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat der stationäre Schuhfachhandel pandemiebedingt und im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit schätzungsweise 1,5 Mrd. Umsatz einbüßen müssen. Nach einer aktuellen Handelsbefragung des HDE gehen 58 % der Schuhfachhändler davon aus, dass sie ohne weitere staatliche Hilfen ihr Geschäft noch in diesem Jahr aufgeben müssen. Bei gut 3000 Unternehmen mit rund 10.000 Stores sind empfindliche Lücken in unseren Innenstädten zu befürchten, zumal die wirtschaftliche Situation im Bekleidungshandel ähnlich dramatisch ist.

Deutliche Verschiebung der Absatzkanäle

Eindeutiger Krisengewinner ist der Onlinehandel, der im vergangenen Jahr seinen Marktanteil nach BDSE-Berechnungen von 26 % auf 34 % ausbauen konnte. Gewachsen sind nicht nur die Online Pure Player wie Zalando, sondern auch die Online-Umsätze der Multichannel-Schuhhändler mit stationären Wurzeln, die ihren digitalen Vertriebsweg in den vergangenen zwölf Monaten mangels Alternativen zum Teil kräftig ausbauten. Deren Online-Verkäufe, oftmals über Online-Marktplätze und -Plattformen getätigt, vermochten aber bei weitem nicht die Umsatz- und Renditeverluste des stationären Geschäfts auszugleichen.

Schuhhandel muss wieder öffnen dürfen

Die Schuhbranche hofft auf eine Nachbesserung der Corona-Hilfen. Dies insbesondere auch im Zuge der anstehenden Änderung des Infektionsschutzgesetzes, das mit einer Verlängerung der Lockdownphase und verschärften regionalen Öffnungsszenarien verbunden sein wird. Wenn schon der Nonfood-Handel diesen Kraftakt zur Eindämmung der Pandemie leisten soll, dann muss der Staat auch für einen fairen Schadensausgleich sorgen.

Wichtiger Gesundheitsaspekt

Nicht nur bei Babys und Kindern, deren Füße in bestimmten Altersklassen rasch und innerhalb nur eines Jahres über mehrere Schuhgrößen hinweg wachsen, ist mit Blick auf die Passform eine qualifizierte und zeitnahe Beratung beim Schuhkauf wichtig. Auch bei Erwachsenen ist gut passendes Schuhwerk gesundheitlich geboten, nicht zuletzt um Fußdeformationen, Nervenschmerzen und Fehlhaltungen mit entsprechenden orthopädischen Folgeschäden vorzubeugen. Auch aus diesem Grund, und mit dem Rückenwind eines Urteils der Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom 31. März dieses Jahres, hat der BDSE nicht nur die Öffnung der Kinderschuhgeschäfte, sondern die Öffnung aller Schuhfachgeschäfte gegenüber Bund und Ländern gefordert.