24.02.21 – Mittelstand 4.0-Kompetenz­zentrum Handel

Ohne Digitalisierung geht's nicht

Digitalisierung begreifbar zu machen, ist die Aufgabe des Mittelstand 4.0-Kompetenz­zentrums Handel. Im Interview mit baby&junior stellt es Projektmanagerin Marilyn Repp vor.

Digitalisierung-Mittelstand.jpeg

Unterstützung bei Fragen rund um das Thema Digitalisierung finden Händler beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel. © momius - stock.adobe.com

 
Kompetenzzentrum-Handel.jpeg

Expertin im Bereich Digitalisierung: Marilyn Repp, Projektleiterin beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel. © Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel

 

baby&junior: Was genau verbirgt sich hinter dem Kompetenzzentrum Handel? Welche Aufgaben und Ziele hat es?

Marilyn Repp: Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel unterstützt den deutschen Handel bei der Digitalisierung – im Kern mittelständische stationäre Einzelhändler. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie innerhalb der Förderinitiative Mittelstand-Digital. Alle Angebote sind daher kostenfrei und neutral. Der Handelsverband Deutschland leitet das Projekt federführend und möchte den Händlern unter die Arme greifen – gerade jetzt in Zeiten der Pandemie ist Digitalisierung ein wichtiges Stichwort für die Zukunftsfähigkeit des Einzelhandels.

baby&junior: Warum ist das Thema Digitalisierung für den Handel so wichtig?

Marilyn Repp: Das ist einfach zu beantworten: weil der Kunde zunehmend digital tickt. Die Gewohnheiten der Kunden machen vor keiner Branche Halt: Wir buchen Urlaub online, wir schreiben mit unseren Freunden über Social Media, wir informieren uns online über Produkte. Wer als Händler heute Geschäfte machen möchte, muss diese Gewohnheiten bedienen: Er muss online gefunden werden und online überzeugen. Das bedeutet nicht, dass alle stationären Händler zu Online-Händlern werden sollen. Wir zeigen, wie die Vorteile des stationären Handels durch digitale Tools ergänzt werden und wie Händler damit langfristig wettbewerbsfähig und erfolgreich sein können.

baby&junior: Wie hoch ist der Digitalisierungsgrad beim Fachhandel der Konsumgüterbranche? In welchen Bereichen besteht Nachholbedarf?

Marilyn Repp: Der inhabergeführte Fachhandel holt zwar jedes Jahr auf in Sachen Online-Anteile. Allerdings steht er im Vergleich mit den Großen der Branche nach wie vor schlecht da. Bei Schreibwaren und Consumer Electronics ist diese Kluft besonders groß, wie der Online-Monitor 2020 des Handelsverbandes Deutschland zeigt. Durch die Coronakrise besonders gebeutelt ist derzeit der Fashion-, Schuh- und Lederwarenhandel – auch hier muss noch deutlich mehr digitalisiert werden.

baby&junior: Mit welchen Angeboten unterstützt das Kompetenzzentrum Handel interessierte Fachhändler?

Marilyn Repp: Wir haben viele Webinare, in denen wir Wissen vermitteln, aber auch Infoblätter, Checklisten, Unternehmenssprechstunden und einen Podcast. Ein wesentliches Element sind Best-Practice-Geschichten von anderen Händlerinnen und Händlern. Denn Unternehmen lernen am besten von anderen Unternehmen und nicht von der „trockenen Theorie“. Wir haben Erlebnisräume in Köln und Langenfeld bei Düsseldorf, in welchen man digitale Technologien ausprobieren und erleben kann. Um diese Erlebnisse in alle Regionen zu tragen, haben wir das DigitalMobil Handel, einen Sprinter mit digitalen Lösungen, an Bord. Dieses DigitalMobil fährt von Ort zu Ort durch ganz Deutschland – das war natürlich 2020 deutlich eingeschränkt. Wir hoffen, dass es bald wieder „auf Kurs“ kommt!

baby&junior: Welche Resonanz erhalten Sie von Händlern, mit denen Sie Projekte umgesetzt haben?

Marilyn Repp: Kurz nach Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 schossen die Anfragen und die Nachfrage nach unseren Angeboten in die Höhe. Wir hatten teilweise 650 Anmeldungen zu einem einzigen Webinar. Der Einzelhandel ist ja besonders getroffen von der Pandemie und den entsprechenden Maßnahmen. All dies führte also zu einem Digitalisierungsschub, viele Händler setzen sich jetzt mehr mit den Digitalthemen auseinander. Das freut uns natürlich auf der einen Seite – auf der anderen Seite hoffen wir, dass es möglichst viele Fachhändler auch gut aus der Krise raus schaffen. Der Handelsverband rechnet mit bis zu 50.000 Insolvenzen durch Corona. Viele verstehen jetzt notgedrungen: Einer Insolvenz vorbeugen kann ich nur mit der Digitalisierung, und auf keinen Fall ohne.