01.03.21 – BTE/BDSE

Modehandel: Dritte Saison-Katastrophe?

Die Verbände BTE, BDSE und BLE fordern, dass der Fashionhandel am 8. März 2021 wieder öffnen darf. Ansonsten werden „tausende Läden für immer geschlossen bleiben“.

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Noch ist nicht klar, ob der Modehandel öffnen darf. Doch bei einer erneuten Verlängerung des Lockdowns würde sich das aktuelle Warenproblem noch einmal dramatisch verschärfen. © Grigory Bruev/stock.adobe.com

 

Schon jetzt sitzt der Handel auf Hunderten Millionen unverkaufter Hosen, Kleider, Schuhe und Accessoires aus der abgelaufenen Wintersaison. Dazu Prof. Dr. Siegfried Jacobs, Geschäftsführer der Handelsverbände BTE und BDSE: „Wir schätzen, dass rund 40 Prozent der Winterware noch nicht verkauft werden konnte“. Hinzu kommen jetzt noch weitere hunderte Millionen Teile neuer Frühjahrsware, die bereits im Sommer 2020 bestellt wurden. „Nachdem Bundesgesundheitsminister Spahn im September noch angekündigt hatte, dass es zu keiner weiteren Schließung von Läden kommen wird, hat sich der Handel darauf bei seinem Wareneinkauf eingestellt.“

März traditionell umsatzstark

Sollten Mode- und Warenhäuser sowie Schuh- und Lederwarengeschäfte nicht zeitnah noch im März wieder öffnen dürfen, wäre nach Frühjahr/Sommer 2020 und Herbst/Winter 2020/21 die dritte Saison in Folge, in der die Unternehmen horrende Verluste einfahren würden. „Das werden viele Mode- und Schuhhäuser, und zwar aller Umsatzgrößen, nicht überleben“, prognostiziert Jacobs und fügt hinzu: „Gerade der März ist wegen der steigenden Temperaturen und des Frühlingsbeginns traditionell umsatzstark.“ Denn in dieser Zeit könne die neue Mode zum regulären Preis verkauft werden – bisher gehen den Textil-, Schuh- und Lederwarengeschäften, so rechnet Jacobs, mehr als 200 Mio. Euro Umsatz verloren.

Öffnen auf Termin keine Lösung

Die Verbände BTE, BDSE und BLE fordern daher, den Fashionhandel am 8. März 2021 wieder öffnen zu lassen – selbstverständlich unter Beachtung von strengen Abstands- und Hygieneregeln. Der aktuell diskutierte und in einigen Bundesländern bereits erlaubte Verkauf ausschließlich auf Termin und auf einen Haushalt begrenzt hilft nur einigen kleineren Geschäften. „Die Kosten für das Hochfahren der Häuser mit größeren Flächen liegen in der Regel über den Umsätzen aus den Terminberatungen“, weiß der BTE/BDSE-Geschäftsführer. „Das wird sich niemals rechnen, auch wenn einige Unternehmen diese Möglichkeit aus Gründen des Kundenservice und der Kundenbindung jetzt nutzen.“

Update vom 2. März 2021:

Heute veröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes machen deutlich, dass der Online-Handel im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat seine Umsätze um ein Drittel steigern konnte. Im gleichen Zeitraum verlor der Modehandel drei Viertel seiner Erlöse. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) haben die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland im Januar 2021 kalender- und saisonbereinigt real (preisbereinigt) 4,5 % und nominal (nicht preisbereinigt) 3,9 % weniger umgesetzt als im Dezember 2020. Der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sowie der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) brachen real um 76,6 % beziehungsweise 26,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat ein.

HDE fordert Öffnungsperspektive für die Branche

Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert deshalb vor dem morgigen CoronaGipfel Verbesserungen bei der staatlichen Unterstützung und eine realistische und schnelle Öffnungsperspektive für die Branche.„Nie zuvor gab es derart auseinanderlaufende Entwicklungen im Einzelhandel. Der Lockdown treibt die Umsätze im Online-Handel nach oben und stürzt vor allem den stationären Modehandel in ein tiefes Tal der Tränen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Mit Blick auf die massiven Umsatzeinbrüche im derzeit geschlossenen Handel sieht der HDE außerdem die dringende Notwendigkeit, die staatlichen Hilfen endlich um Möglichkeiten zur Berücksichtigung eines Unternehmerlohns und einer kalkulatorischen Miete zu ergänzen und die EU-Beihilfegrenzen nach oben anzupassen.