01.07.13 – Nachgefragt
Man muss wach sein!
"Das Thema Nachhaltigkeit kommt mehr ins Bewusstsein, wenn etwas passiert, wie in Bangladesch oder wenn Gift in Kleidung entdeckt wird", stellt Nicole Kowal, Inhaberin des Ladens Kinderscheune in Burgwedel bei Hannover fest.
Sie verkauft mit zwei Mitarbeiterinnen auf 100 m2 Mode für Kids von Größe 50 bis 176 und Schuhe bis Größe 40.
"Bereiten die Medien so ein Ereignis auf, wollen Eltern wissen, wo sie Ware bekommen, die in Deutschland oder wenigstens in Europa produziert wurde. Dann sind auch Produkte mit Siegel gewünscht."
Die Geschäftsfrau baut vor allem auf das OEKO-TEX Standard-Siegel. "Ich ordere außerdem bei Herstellern, die auf Fair Trade Wert legen. Stellt sich hier etwas Gegenteiliges heraus, nehme ich die Ware aus dem Sortiment. Das gilt auch für Chemie in Produkten. Vor vielen Jahren hatte ich einmal Kleidung, die offensichtlich mit giftigen Stoffen gefärbt war. Bei den Kindern zeigten sich Reaktionen auf der Haut. Da habe ich sofort reagiert."
Nicole Kowal informiert sich regelmäßig. "Ich sehe mir Sendungen im Fernsehen an, die - zugegeben - oft einseitig sind. Aber ich recherchiere dann zum Beispiel im Internet weiter", erklärt sie. "Man darf solche Entwicklungen nicht verschlafen. Die Kunden sind wach!"
Die Ladeninhaberin fragt auch bei Firmen nach. "Manche werben ja damit, dass sie Kleidung aus Baumwolle haben, die unter fairen Bedingungen gepflückt und verarbeitet wurde. Aber auch da muss man vorsichtig sein: Nicht jedes ihrer Produkte ist entsprechend gekennzeichnet." Für Kowal bedeutet Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang noch etwas anderes: Kundenbindung. "Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Kunden behalten, Fakten schaffen, die sie zu schätzen wissen und über das Internet so nicht geboten bekommen."
"Nachhaltigkeit spielt bei unseren Kunden zumeist keine entscheidende Rolle", sagt Robert Lüneburg, Geschäftsführer vonErdbeerengel, einem 45 m2 großen Laden für Kinderkleidung und Accessoires in Berlin Hermsdorf. "Meine Frau Yvonne und ich haben von Beginn an bei Anbietern nachgefragt und auch anderweitig recherchiert, aber immer wieder erlebt, dass es nur wenige Käufer wirklich interessiert." Selten wird ein Etikett genauer angesehen und, wenn ein Öko-Siegel oder ähnliches dabei sei, dieses positiv wahrgenommen:"Gekauft wird in der Regel aber nur, wenn die Ware nicht teurer ist als die konventionelle", so Lüneburgs bisherige Beobachtung. "Es gibt inzwischen nur noch wenige Firmen, die in Deutschland oder Europa produzieren. Selbst da sind faire Produktionsbedingungen nicht immer gewährleistet."
Das Ehepaar macht sich trotzdem weiter im Internet kundig, studiert Newsletter, verfolgt die Medien aufmerksam, fragt bei Herstellern nach, wo welche Ware wie verwendet, beziehungsweise erzeugt wird. Für Robert Lüneburg ist klar: "Als Einzelhändler mit zahlreichen unterschiedlichen Marken ist man mit der kompletten Recherche schlichtweg überfordert. Wir können nicht alles bis ins letzte Detail überprüfen und sind auf die Aussagen der Unternehmen angewiesen."
"Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, dass man Artikel lange nutzen kann, dass sie sinnvoll sind und etwas bewirken. Dabei denke ich vor allem an Spielwaren, die einen Lerneffekt für Kinder aufweisen", sagt Martina Hauzenberger, von Mein Baby; in Deggendorf. Hier gibt es auf 300 m2 Babyausstattung: Vom Autokindersitz über Sicherheitsgitter und Matratzen bis zu Bekleidung (Größe 44 - 92).
"Auch in meinem Geschäft achte ich darauf, dass die Einrichtungsgegenstände immer wieder anders, also für einen weiteren Zweck genutzt werden können, damit halten sich die Neuanschaffungen in Grenzen."Auf Siegel achte sie wenig; Die meisten decken oftmals nur Teilaspekte ab. Ich verlasse mich auf meine Lieferanten, wechsle auch praktisch nicht, weil ich sehr zufrieden bin. Ich habe in den Medien bei den Skandalen auch nie gelesen oder gesehen, dass einer von ihnen involviert war. Unsere Kunden haben ebenfalls Vertrauen, sie fragen eher selten nach. Ich denke, das liegt daran, dass unser Sortiment überwiegend aus hochwertiger Ware besteht." Martina Hauzenberger liest auch Testergebnisse, zum Beispiel von Öko-Test. "Im Wesentlichen verlasse ich mich jedoch auf meine Erfahrung im Verkauf. Bei Messen sehe ich mir neue Produkte genau an, befasse mich mit dem jeweiligen Artikel und schätze ab, ob das Produkt sinnvoll ist und in mein Sortiment passt."
http://www.mein-baby-deggendorf.de
"Der Preis bestimmt bei meinen Kunden alles. Ist Öko-Ware 10 % teurer als konventionelle, [mehr]