06.04.20 – Rückläufige Geschäfte

Kanz Financial Holding ist insolvent

Der Kindermode-Spezialist Kanz Financial Holding GmbH (KFH) hat für sich und seine Gesellschaften beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag gestellt.

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Kriselnder Kidswear-Spezialist: Die Kanz Financial Holding (KFH) hat Insolvenz beantragt. © www.kids-fashion-group.com

 

Das Amtsgericht ist den Anträgen gefolgt und hat am 31.03.2020 den Rechtsanwalt Tobias Wahl von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter aller Gesellschaften bestellt. Unter dem Motto „Alles rund ums Kind“ produzieren und vertreiben die Unternehmen der Holding weltweit Bekleidung, Accessoires und Spielzeug für Babys, Kinder und Teens. Zudem ist das Stuttgarter Traditionsgeschäft Spielwaren Kurtz ein Teil der KFH.
  
Rückläufige Geschäftsentwicklung durch Corona
   
Endgültiger Auslöser der Insolvenzanträge sind u.a. auch die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die KFH. Der Geschäftsbetrieb an den über 40 Verkaufsstellen ist derzeit aufgrund der vom Land Baden-Württemberg verhängten Restriktionen stillgelegt. Mit den Schließungen verbunden ist ein hoher Umsatzeinbruch bei nahezu gleichbleibenden Kosten. Die Krise trifft die KFH in einer Phase, in der sie sich neu aufstellen musste, da ein wichtiges Lizenzgeschäft weggefallen ist.
  
Hinzu kommt, dass der Markt für Baby- und Kinderbekleidung seit einigen Jahren erheblichen Verschiebungen ausgesetzt ist. Gleichzeitig steigen Produktionskosten und Mieten und sorgen somit für einen sinkenden Umsatz und geringere Margen. Dies hat die Unternehmen vor immer größere finanzielle Schwierigkeiten gestellt. In Krisensituationen wie der aktuellen Corona-Pandemie fehlen der KFH und ihren Gesellschaften daher die Mittel, um einen dauerhaften Umsatzeinbruch kompensieren zu können.
   
Aus diesen Gründen sahen sich die Geschäftsführer für die Gesellschaften Kanz Financial HoldingGmbH, Junior Brands Group GmbH, Kids Fashion Group GmbH & Co. KG sowie der Kids Retail Group GmbH mit den Tochterunternehmen S&D GmbH, Spielwaren Kurtz GmbH und Build a Bear Deutschland GmbH gezwungen, Insolvenzanträge zu stellen.
  
Wholesale-Vertrieb soll weitergehen
    
Derzeit verschafft sich der vorläufige Insolvenzverwalter Wahl mit seinem Team einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der KFH mit ihren Gesellschaften. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb der auf Kindertextilien und Spielwaren spezialisierten Gesellschaften sowie der Holding zu stabilisieren und neu auszurichten. Dabei liegt zunächst ein verstärkter Fokus auf der Sicherung des Großhandels. Wann die über 40 eigenen Einzelhandelsfilialen der Kids Retail Group GmbH wieder eröffnen, ist aufgrund der Corona-Restriktionen noch nicht abzusehen. Die rund 420 Mitarbeiter in den deutschen Gesellschaften erhalten derzeit aufgrund der Corona-Pandemie ihre Löhne und Gehälter über das Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit. 
  
Fortführung und Sanierung angestrebt
   
Gemeinsam mit der Geschäftsführung und der auf Sanierung spezialisierten Kanzlei Schultze & Braun geht es für den  vorläufigen Insolvenzverwalter nun darum, die KFH und ihre Gesellschaften für die Zeit nach Corona optimal aufzustellen. Dazu sollen in den kommenden Wochen und unter stetiger Prüfung der aktuellen Situation im Handel konkrete Maßnahmen definiert und umgesetzt werden. Dazu zählt auch die Überlegung, inwieweit die in der vergangenen Woche endgültig verabschiedeten staatlichen Hilfsprogramme für die Restrukturierung genutzt werden können.