25.12.20 – Coronajahr 2020

Axel Reiff, Geschäftsführer von Reiff Strickwaren, Reutlingen

Welche Herausforderungen brachte das Coronajahr 2020 mit sich? Axel Reiff, Geschäftsführer von Reiff Strickwaren in Reutlingen berichtet folgendes.

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Axel Reiff, Geschäftsführer von Reiff Strickwaren, Reutlingen © Meisenbach Verlag

 

„Wir haben das Coronajahr aus betrieblicher Sicht eigentlich sehr gut erlebt. Da wir mit unseren Artikeln aus Wolle bzw. Wolle/Seide sehr winterlastig sind, fiel der erste Lockdown im Frühjahr schon in die Winterproduktion und somit in eine Zeit, in der wir eh eher weniger Sofortaufträge erhalten. Wider Erwarten hatten wir aber in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 sehr gute Umsätze. Die fehlenden Bestellungen der Einzelhändler während des Lockdowns wurden durch den Online-Handel oder durch innovative Geschäftsideen einzelner Einzelhändler mehr als kompensiert.

Umdenken bei den Endverbrauchern

Natürlich war die Verwirrung bei den Händlern zu Beginn des Lockdowns sehr groß und es gab viele Telefonate bezüglich Abnahme der bevorstehenden Winterware bzw. Finanzierung der Order oder auch Gedanken zu eventuellen Geschäftsaufgaben. Aus heutiger Sicht betrachtet, gab es aber praktisch keine Geschäftsaufgaben, die ausschließlich coronabedingt waren. Wenn wir aktuell mit den Händlern sprechen, hat der Großteil den Verlust aus der Zwangsschließung wieder aufgefangen. Offensichtlich ist ein Umdenken bei den Endverbrauchern zu mehr Regionalität, Produktion in Deutschland etc. festzustellen. Die Produktion ist bei uns im Hause ganz normal durchgelaufen.

Teils doppelt so lange Lieferzeiten

Probleme hatten wir bei bestimmten Rohgarnen. Hier mussten wir rund ein halbes Jahr auf Seide aus China warten, auch eine bestimmte Qualität Wolle hatte eine doppelt so lange Lieferzeit wie sonst. Hier haben wir auch mehr als 20 Wochen auf Nachschub gewartet. Durch die Produktionen im europäischen Ausland mit den oft längeren Lockdowns, Kurzarbeit etc. war eine kürzere Lieferzeit nicht zu realisieren. Bei den meisten Garnen hatten wir aber genügend disponiert, sodass es eben nicht zu Produktionsausfällen gekommen ist, sondern nur zu Verschiebungen und letztendlich dann leider doch zu sehr später Auslieferung mancher fertigen Artikel.

Auf den Messebesuch auf der Innatex im September haben wir verzichtet. Ob die Ausgabe im Januar 2021 stattfinden kann, wird sich zeigen. Das Hygienekonzept vom Sommer scheint sich bewährt zu haben. Vermutlich werden die drei Tage aber nicht reichen, um allen potenziellen Besuchern gerecht zu werden, weshalb wir den Kunden wohl eine Hausmesse hier in Reutlingen Anfang Januar anbieten werden.“