22.05.14

dlv - Netzwerk Ladenbau: Kulissen statt Holzschiffe

Der Verband dlv - Netzwerk Ladenbau mit Sitz in Würzburg hat aktuell mehr als 150 aktive Mitgliedsfirmen und bringt Produzenten, Dienstleister, den Handel sowie Joint-Venture-Partner an einen Tisch. Im Interview mit baby&junior erzählt Angela Krause, langjährige Referentin der dlv-Geschäftsleitung, vom Blick über den Tellerrand und ihren Erfahrungen mit moderner Ladengestaltung.

Angela Krause, Referentin der Geschäftsleitung im dlv – Netzwerk Ladenbau.

Angela Krause, Referentin der Geschäftsleitung im dlv – Netzwerk Ladenbau.

 
Im Münchener Mädchen-Kosmetiksalon Monaco Princesse können junge Damen jede Menge erleben – und ganz nebenbei einiges Geld im Geschäft lassen...

Im Münchener Mädchen-Kosmetiksalon Monaco Princesse können junge Damen jede Menge erleben – und ganz nebenbei einiges Geld im Geschäft lassen. Foto: Susanne Gilg, Rosenheim

 

Lässt sich ein allgemeiner Ladenbau-Trend ausmachen? Angela Krause: „Der Laden konkurriert heute mit den Online-Shops, die zwei herausragende Vorteile haben: Sie sind rund um die Uhr geöffnet und bieten eine absolute Preis-Transparenz. Dagegen stehen Ladenschlusszeiten in den Fußgängerzonen und nicht selten verwirrende Rabattschlachten im stationären Handel. Um hier zu punkten, muss das Ladengeschäft dem Kunden etwas Besonderes bieten. Der Trend ist also Individualität, Einzigartigkeit. Das ist ein Must-have, wenn man aus dem überbordenden Angebot herausstechen will.“

Stichwort „Einkaufserlebnis“ – wie kann der Ladenbau dazu beitragen? Angela Krause: „Ein ‚Einkaufserlebnis‘ kann nur entstehen, wenn man dem Kunden etwas Besonderes, Einzigartiges bietet. Das unterscheidet den Erlebniskauf vom Bedarfskauf. Das kann gelingen, wenn authentische Konzepte – nicht aufgewärmte Kopien von erfolgreichen Retailern – auf die passende Zielgruppe treffen. Shopping ist ein soziales Event, ein Freizeitvergnügen. Der Laden als Multifunktionsraum dient dabei als Plattform zum Relaxen, Freunde treffen, Feiern oder Lesen. Immer häufiger finden sich in Stores integrierte Cafés oder großzügig angelegte Erholungsräume.

Gut funktionieren auch Themen-Shops mit einer gelungenen Wareninszenierung: Der Käufer erlebt buchstäblich eine andere Welt und sieht die Ware in einem vernünftigen Verwendungszusammenhang. Er versteht so viel leichter, warum er die Ware brauchen könnte. Gerade ist in Berlin mit dem Bikini-Haus eine Concept-Mall  eröffnet worden unter dem  Motto ‚Kul-tureller Austausch‘ in einer ‚Lifestyle-Welt‘.  Concept-Stores mit überraschend kombinierten Warensortimenten und Marken sind im Kommen. Es wird mehr temporäre Einkaufsmöglichkeiten geben, z. B. in Pop-up-Stores, das weckt Begehrlichkeiten.

Das Maß aller Dinge sind nach wie vor die Apple-Geschäfte, die auch in der Architektur wahre Tempel sind, wie der neue Apple-Store in Düsseldorf im Kö-Bogen mit seinem hallenartigen Zuschnitt zeigt. Apple gilt als Paradebeispiel für gelungene Markeninszenierung auch deswegen, weil die gesamte Produktpalette zum selben Preis auch im Online-Shop zu haben ist. Der Kunde muss sich keineswegs in den Laden begeben, um ein Apple-Produkt zu kaufen. Und dennoch sind die Apple-Stores immer brechend voll. Die Marke versteht nicht nur die Zielgruppe, sondern hat verstanden, wie sie sich selbst als Marke in Szene setzen kann.

Neue Konzepte sind gefragt: So hat z. B. das Kochhaus, in Berlin entstanden, mittlerweile erfolgreich filialisiert.  Als ‚begehbares Rezeptbuch‘ wirbt Kochhaus damit, dass sich Kunden in einem Lebensmittelladen, der nach Kochrezepten und nicht nach Waren sortiert ist, Anregungen holen, was sie kochen wollen. Grundvoraussetzung ist ein flexibles System, auf dem die einzelnen Rezepte bzw. Zutaten jede Woche neu aufgebaut werden.“