16.02.22 – B2B-Plattform Faire
Große Chancen für kleine Händler
Gegründet wurde der digitale B2B-Marktplatz www.faire.com als Alternative für kleine, lokale Einzelhandelsunternehmen, die bei individuellen Marken weltweit zu Konditionen einkaufen können, wie sie sonst nur großen Handelsketten zur Verfügung stehen. Vor über einem halben Jahr hat die Plattform auch in Deutschland ihren Betrieb aufgenommen.
Die Online-Plattform Faire ermöglicht kleinen Einzelhandelsunternehmern und unabhängigen Marken, online zu Großhandelskonditionen zu kaufen und zu verkaufen. Gegründet wurde das kalifornische Start-up 2017 von Max Rhodes, Daniele Perito, Macelo Cortes und Jeff Kolovson in San Francisco. Jeder des Gründer-Quartetts bringt einen Einzelhandelshintergrund mit und ist überzeugt, dass die Zukunft des Handels lokal ist.
„Mit unserer globalen Reichweite bieten wir dem unabhängigen Einzelhandel eine noch größere Chance, mit den großen Handelsketten zu konkurrieren. Indem wir unabhängige Marken lokal und grenzüberschreitend mit Nachfrage versorgen und zugleich kleinen Einzelhändlern den Zugang zu einer umfangreichen, datengesteuerten Produktauswahl ermöglichen, verändern wir die Zukunft des Einzelhandels”, erläutert Max Rhodes, Mitbegründer und CEO.
Erfolgreicher Markteintritt in Deutschland
Bislang verzeichnet das B2B-Portal über 300.000 gelistete Einzelhändler aus den USA und Europa, die zwischen mehr als 40.000 Marken aus über 80 Ländern auswählen können. Damit wird ein Brutto-Warenvolumen von mehr als einer Milliarde Dollar erzielt. Angeboten werden vor allem Produkte aus den Bereichen Haus & Wohnen, Essen & Trinken, Beauty & Körperpflege, Kinder & Baby und Schreibwaren.
Vor knapp einem Jahr ist das Unternehmen in 15 europäischen Märkten sowie Großbritannien an den Start gegangen. Der deutsche Markteintritt erfolgte im Juni 2021, inzwischen sind auf Faire aktuell rund 20.000 deutsche Einzelhändler und etwa 300 deutsche Marken zu finden. Dazu zählen die Kerzen- und Grußkartenmanufaktur Pink Stories aus Murnau, Mrs Twinkle aus Braunschweig mit Weihnachtsbaumschmuck sowie Tafelgut aus dem oberbayerischen Wolfratshausen mit Tischaccessoires. Das bisherige Wachstum habe die Erwartungen laut Unternehmen übertroffen. Der deutsche Markt wachse mehr als doppelt so stark wie der gesamteuropäische. Sechs Monate nach dem Eintritt in den deutschen Markt ist das Unternehmen mit insgesamt 12,4 Milliarden US-Dollar bewertet worden.
Wie funktioniert die Plattform?
Für Retailer ist die Registrierung und Nutzung des Online-Marktplatzes kostenlos. Hat ein Händler sich angemeldet, startet ein „Stilquiz“, das prognostiziert, welche Produkte sich am besten im Laden des Händlers verkaufen würden. Um die Auswahl der vorgeschlagenen Produkte und Marken einzugrenzen und auf das eigene Geschäft abzustimmen, können die Ergebnisse noch weiter gefiltert werden. Eine beliebte Kategorie ist „Nicht auf Amazon“, weitere wählbare Kriterien sind unter anderem „handgefertigt“, „sozial verantwortlich“, „umweltfreundlich“ oder „Kleinmenge“. Von diesem kuratierten Portfolio aus unabhängigen Herstellern profitieren Händler, die sich mit einem individuellen Sortiment von dem Angebot der großen Wettbewerber differenzieren wollen. Sie erhalten Zugang zu internationalen Marken, kleine Hersteller wiederum erhalten Zutritt zu internationalen Märkten.
Das Zahlungsziel bei Faire beträgt 60 Tage nach der Bestellung („Netto-60-Bedingungen“). Für Eröffnungsaufträge müssen Händler eine Provision von 25 % zahlen. Eine einmalige, zusätzliche Vermittlungsgebühr von 10 % wird erhoben, wenn diese Erstbestellung aufgrund einer Empfehlung von Faire ausgelöst wird. Für Nachbestellungen beträgt der Provisionssatz 10 %. Sollte der Händler die Ware im Geschäft nicht verkaufen können, kann er diese retournieren. Ist es die erste Bestellung bei einer Marke, ist der Rückversand noch kostenlos. Um den internationalen Warenaustausch für beide möglichst einfach zu gestalten, hat Faire Versandlösungen vorgesehen, die länderspezifische Preise und Tarifcodes auf Produktebene sowie wettbewerbsfähige internationale Versandtarife umfassen.
Kuratierte Vorauswahl
Für die Marken selbst bietet die Plattform mit „FaireDirect“ Vertriebs-, Marketing- und Analysetools, so dass Verkäufer ihr Großhandelsgeschäft vereinfachen und skalieren können. Doch bevor eine neue Marke in das Portfolio bei Faire aufgenommen wird, muss sie einen Prozess durchlaufen, der verschiedene Kriterien abklopft. Faktoren, die beispielsweise untersucht werden, sind die Qualität der Fotos oder die Popularität der Website. Durch ein AI-Tool wird mithilfe der erfassten Daten anschließend die Erfolgswahrscheinlichkeit der Marke auf der Plattform berechnet. Diese Vorhersagen werden durch ein Team der Plattform erneut überprüft. Durch diesen Auswahlprozess wird auch sichergestellt, dass kein Überangebot an Herstellern, sondern ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage besteht.
Digitale Events
Ergänzt wird das Konzept durch regelmäßige, virtuelle Großhandelsmessen mit Sonderangeboten, zusätzlichen Aktionen sowie kostenlosen Versandkosten und Einfuhrzöllen. Am „Faire Summer Market“ vom 27. bis 29. Juli 2021 bestellten nach eigenen Angaben rund 30.000 Einzelhändler bei insgesamt 12.000 Marken, davon 10 % aus Europa.