20.11.15 – Konsumenten
Fast jeder Zehnte hat Schulden
Die Überschuldung der Deutschen steigt zum zweiten Mal in Folge an – dennoch sind die Konsumenten derzeit in Kauflaune, wie verschiedene Studien belegen.
Aus der Erhebung Schuldner Atlas Deutschland 2015 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht hervor, dass zum Stichtag 1. Oktober fast jeder zehnte Deutsche ab 18 Jahren überschuldet ist und „nachhaltige Zahlungsstörungen“ aufweist. Damit gibt es im Vergleich zum Vorjahr 44.000 Schuldner mehr, was einem Zuwachs von 0,7 Prozent entspricht. Creditreform erklärt den nur leichten Anstieg der Schuldner mit einer Bevölkerungszunahme in Deutschland.
Die erwartete Gesamtverschuldung liege 2015 bei 228 Milliarden Euro und die durchschnittliche Schuldensumme bei 34.000 Euro. Der guten Kauflaune der Verbraucher tut das aber keinen Abbruch. Die Studie „Weihnachtsgeschenke 2015“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young erechnet ein deutschlandweites Geschenkebudget von 14,6 Milliarden Euro - das durchschnittliche Weihnachtsbudget eines jeden beträgt 259 Euro. Dies bedeutet einen Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert für den Einzelhandel in 2015 ein nominales Umsatzplus von 2,7 % Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Umsatz von 471 Milliarden Euro. Als Wachstumsmotor zeigt sich dabei der Online-Handel. Nach Angaben des HDE wird der Einzelhandel speziell im November und Dezember 2015 1,7 Milliarden Euro (+ 2 %) mehr erwirtschaften. Damit erreicht das Weihnachtsgeschäft ein Volumen von ca. 86,7 Milliarden Euro.
Nach den Angaben von Creditreform gaben die deutschen Verbraucher 2014 insgesamt 1,59 Billionen Euro für den privaten Konsum aus, 2015 werden 1,62 Billionen erwartet.
Und warum konsumieren die Deutschen trotz ihrer Schuldenberge soviel wie noch nie? „Sparen ist derzeit nicht sonderlich in“, erklärt Creditreform. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die niedrigen Zinsen auf Sparkonten. Auch ist die wirtschaftliche Lage der meisten Konsumenten gut und die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Stand. Der überdurchschnittliche Anstieg von Löhnen und Tarifgehältern spielt ebenfalls eine Rolle, zudem fallen parallel die Preissteigerungen recht moderat aus.
Im Jahr 2008 war der Verlust des Arbeitsplatzes bei 30 Prozent der Überschuldungsfälle ausschlaggebend, 2015 sind es nur noch 18 Prozent. Andere Gründe sind Scheidungen, Todesfälle, Erkrankungen, Unfälle, gescheiterte Existenzgründungen und unwirtschaftliche Haushaltsführung.