14.01.19 – Standort-Studie

Deutschland verliert an Attraktivität für Familienunternehmen

In einem aktuellen Ranking für Familienunternehmen steht Deutschland nicht besonders gut da. Polen und Portugal dagegen punkten.

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Familienunternehmen spielen eine wichtige Rolle für die deutsche Wirtschaft. © Stiftung Familienunternehmen

 

Über 90 % aller Firmen in Deutschland sind Familienunternehmen; sie beschäftigen rund 60 % aller Angestellten. Die Rahmenbedingungen könnten allerdings besser sein. Zu diesem Schluss kommt die Stiftung Familienunternehmen in ihrem jüngst veröffentlichten „Länderindex Familienunternehmen". Dieser vergleicht 21 OECD-Staaten hinsichtlich wichtiger Standortfaktoren wie Steuern, Arbeitskosten, Infrastruktur oder Regulierung.

Deutschland rutscht ab

Aktuell belegt Deutschland Rang 16 – die schlechteste Platzierung seit Beginn der Erhebungen 2006. Auf dem ersten Platz liegt die Schweiz, gefolgt von Großbritannien und den USA. Auch skandinavische Länder schneiden gut ab, und sogar das einstige Euro-Krisenland Portugal ist an Deutschland vorbeigezogen.

Steuern machen Unternehmern zu schaffen

Besonders stark wirkte sich die deutsche Steuerpolitik auf den Rangverlust aus: Andere Nationen haben gegenüber Deutschland aufgeholt, weil sie in den vergangenen Jahren die Unternehmenssteuern gesenkt haben. Auch die Erbschaftsteuerreform, die für Familienunternehmen besonders bedeutsam ist, führt zu erheblichen Erschwernissen. Die Arbeitskosten in Deutschland sind vergleichsweise hoch und die Staatsausgaben für Bildung zu niedrig. Die digitale Infrastruktur ist nur durchschnittlich.

Polen und Portugal punkten

Zu den Staaten mit der besten Entwicklung zählen Tschechien, die Niederlande und Polen. Tschechien konnte seine Position durch den entschlossenen Ausbau einer sicheren Internet-Infrastruktur stark verbessern. Staaten wie Japan, die Niederlande, aber auch Portugal reduzierten erfolgreich die Komplexität des Steuersystems, die in Deutschland als vergleichsweise hoch gilt.

Bemerkenswert ist die Position Portugals, das erstmals in dem Ranking betrachtet wird. Das einst krisengeschüttelte Euro-Land hat sich seine verbesserte Position auf Platz 15 vor allem in den Dimensionen „Steuern“ und „Regulierung“ erarbeitet. Portugal zählt zudem zu den Staaten, die keine Erbschaftsteuer auf Betriebsvermögen erheben.

Die Studie macht aber auch deutlich, dass nicht alle Staaten das volle Potenzial nutzten: Die Rechtsstaatlichkeit in Polen und Ungarn etwa wird sehr negativ bewertet.

Die Politik ist gefragt

„Deutschland hat insgesamt erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, auch wenn das noch durch die gute Konjunkturlage verdeckt wird“, sagt Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Die Ergebnisse des Länderindex Familienunternehmen müssen ein Weckruf für die Bundesregierung sein. Dringend überfällig sind beispielsweise eine Senkung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen um mindestens fünf Prozentpunkte und ein Ausbau der digitalen Infrastruktur auch in ländlichen Regionen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, sonst verliert Deutschland als Standort für Familienunternehmen weiter an Attraktivität.“

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