27.08.21 – Stiftung Warentest
Problemfall Rückenlehne
Die Stiftung Warentest hat für ihre aktuelle Ausgabe 9/2021 neun Buggys und drei Jogger auf Herz und Nieren geprüft. Nur für drei Modelle gab es die Note „gut“. Hauptkritikpunkte der Tester sind die oftmals zu kurzen Rückenlehnen und Schadstoffkonzentrationen.
Wird das Baby zum Kleinkind, steht ein Wechsel vom Kinderwagen zum Buggy an. Die wendigen Flitzer sind meist robust und gut zusammenklappbar. Die Stiftung Warentest kommt in ihrem aktuellen Produkttest jedoch zu dem Ergebnis, dass die kleinen Passagiere oftmals unbequem sitzen. In einigen Modellen sitzen Kinder nur bis zu einem Alter von 12 oder 18 Monaten bequem. Problem sind oftmals zu kurze Rückenlehnen, die auch nicht „mitwachsen“ können.
Unter den neun getesteten klassischen Buggy-Modellen mit verstellbarer Rückenlehne bietet einzig Testsieger „Smiloo Happy+“ von Gesslein guten Sitzkomfort. Ebenfalls noch mit „gut“ wurden der sehr leicht klappbare „Joie Mytrax“ sowie der „Kinderkraft Grande 2020“ bewertet. Unter den getesteten Jogger-Buggys erhielten der „Thule Urban Glide 2“ und der „Mountain Buggy Terrain“ ebenfalls die Note „gut“.
Den Buggy „Yoyo 6+“ von Babyzen empfehlen die Tester nur für eine recht kurze Altersspanne von neun bis sechs Monaten. Für Jüngere ist der Sitz zu tief, die Rückenlehne für Ältere zu kurz. Für die kindgerechte Gestaltung gab es deshalb nur die Note „ausreichend“. Außerdem bemängelten die Eltern-Tester den schmalen und ovalen Schiebegriff. Schwächen zeigte einige Wagen auch in Sachen Sicherheit: Beim Abbremsen kippten die Rückenlehnen des „Qbit + All-Terrain“ (3,1) von gb und des „Aer Buggy“ (2,7) von Joolz samt Dummy recht weit nach vorn – für Kinder ein großer Schreck.
Schadstoffe in Griff und Regenhaube
Zu einem guten Buggy gehört auch, dass Teile, die Eltern und Kinder berühren, nicht mit Schadstoffen belastet sind. Vier Modelle musste die Stiftung Warentest aber aufgrund von Schadstoffen in Griff und Regenhaube mit lediglich „befriedigend“ bewerten, ein Buggy erhielt nur „ausreichend“.
Bei den Modellen „Buggy1 i maxx“ von Hartan und „Mono Sportkinderwagen“ von tfk wurden Phthalat-Weichmacher gefunden und diese deshalb mit der Note „mangelhaft“ bewertet. Der Griff des Hartan-Modells enthielt eine höhere Menge DEHP als laut EU-Grenzwert erlaubt. Der Hersteller bietet an, den Griff auszutauschen. Bei „Mono“ fand sich eine erhöhte Menge an DEHP im Regenschutz, den Eltern ebenfalls austauschen lassen können.
Das ist der Testsieger
Testsieger ist der kompakte Buggy „Smiloo Happy+“ von Gesslein. Die Experten der Stiftung Warentest überzeugten die besonders strapazierfähigen Räder, die schwenk- und fixierbar sind und auch auf verschiedensten Untergründen eine gute Figur machen. Die bequeme Polsterung im Liege- bzw. Sitzbereich sowie die Verstellbarkeit von Rückenlehne und Fußstütze sorgen dafür, dass der Nachwuchs die Fahrt im Buggy in jeder Position genießen kann. Zudem finden Kinder in diesem Buggy viel länger Platz als in vergleichbaren Modellen. Durch die variable Schieberhöhe ist der „Happy+“ im Test der einzige Buggy, der für 1,60 m bis über 1,80 m große Eltern geeignet ist.
Als zweitbester Buggy wurde der „Mytrax“ von Joie ausgezeichnet, der in puncto Schadstoffe mit der Note 2,0 sogar das Siegermodell von Gesslein übertrifft. Die Tester lobten die mit nur einem Handgriff flach herunterklappbare Rückenlehne, die Federung und das bequeme Sitzen für Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren.
Was raten die Tester?
Die Warentester raten Käufern, auf die Rückenlehne zu achten. Sie sollte den Kopf des Kindes überragen, um ihn gut abzustützen, und sich für ein Nickerchen auch flach herunterklappen lassen. Was den Sitz selbst betrifft, raten die Experten zu einem breiten, aber nicht zu tiefen Sitz. Bei sehr tiefen Sitzen liegen die Unterschenkel kleiner Kinder auf oder die Sitzkante drückt in die Kniekehlen. Sinnvoll seien zudem verstellbare Fußstützen, die mit dem Kind „mitwachsen“, die kaum einer der getesteten Buggys bietet. Daher hängen kurze Beinchen in der Luft, was ebenfalls in den Kniekehlen drücken kann.
Insbesondere große Eltern ab 1,80 m sollten auf verstellbare Schieber achten. Viele Schieber im Buggy-Test eignen sich nur für mittelgroße Erwachsene. Größere Menschen dagegen müssen sich etwas verbiegen.