09.02.17 – baby&junior unterwegs: Mamalila in Altdorf b. Nürnberg
Tragekomfort hoch zwei
Vom mittelfränkischen Altdorf aus schickt Vicki Marx ihre Jacken und Mäntel für zwei nach draußen und macht das Mamalila-Prinzip europaweit bekannt: Ein Modell bietet nicht nur drei Tragemöglichkeiten, sondern hält Mutter und Kind stets schön warm.
Damals, vor gut zehn Jahren, hatte Vicki Marx keinen Businessplan, dafür aber ein Bedürfnis: Sie wollte ihren Sohn wärmen, während sie ihn im Tragetuch auf dem Rücken mit nach draußen nahm. Die Begeisterung fürs Tragen hatte die sportliche Mama schon beim ersten Kind entdeckt: In einer Hebammenpraxis machte sie mit ihrer erst drei Wochen alten Tochter im Sommer einen Tragetuch-Kurs: „Sie hat zwei Stunden im Tuch geschlafen und war selig – und ich habe gesagt: Das ist meins!“
Fürs Winterkind und sich selbst kramte sie dann ihre alte Ski-Jacke heraus: Die bot durch den weiten Schnitt zwar genügend Platz für Tragekind und Mutter, „aber das war dann richtig unbequem, vor allem beim hinten Tragen. Und schön war es erst recht nicht.“ Durch einen Tipp der Hebamme fand sich eine erste Übergangslösung und so dauerte es nicht lange, bis Vicki Marx eine Firma anmeldete, um professionell Tragekleidung zu verkaufen. „Bald mussten Rechnungen geschrieben werden und schon hast du das Bedürfnis nach einer Buchhaltung“, erinnert sich die Diplom-Kauffrau.
Mantel mit Einsatz
Praktischerweise konnte sie dabei auf Wissen aus ihrem Betriebswirtschaftsstudium zurückgreifen; was das Produkt anging, hörte sie alleine auf ihr Bauchgefühl als Mutter. 2005 brachte sie nach dem ursprünglichen Trage-Umhang den ersten Mantel mit Einsatz und Reißverschluss auf den Markt. Die Zahl der Bestellungen stieg. Schließlich meldete Vicki Marx die Marke Mamalila an und stellte ihre Jacken mit einem eigenen Stand auf der Kind + Jugend vor: „Das war ganz viel learning by doing und ich habe ganz viel zugehört“, erzählt sie.
Der Übergang vom „Ausprobieren“ zu einer „richtigen Firma“ fiel auch in diese Zeit: Marx wollte eine Regenjacke für Mutter und Tragekind anbieten. Engagiert und unkompliziert sprach sie Greenpeace-Expertin Kirsten Brodde an und erkundigte sich, aus welchem Stoff denn eine ökologische Regenjacke sein müsse.
Keine Kompromisse
„Ich wärme das Baby, wenn ich es trage“ – so beschreibt Vicki Marx ihr aktuelles Produkt-Portfolio. Dazu gehören natürlich in erster Linie die bewährten Jacken, aber auch Tragecover und Booties. Von ihrem eigenen, ursprünglichen Bedürfnis ausgehend, entwirft die 44-Jährige alle Jacken selbst, sucht die Materialien dafür aus und entwickelt die Modelle stetig weiter. Die Schnittmuster erstellt eine Designerin in enger Zusammenarbeit mit Marx.
Die unterschiedlichen Entwürfe (auch speziell für Väter) laufen jeweils über mehrere Jahre; es gibt eine sportliche Outdoor- und eine elegantere Urban-Kollektion: „Die Jacke muss so ausschauen, dass sie keinen Kompromiss darstellt“, betont die kreative Geschäftsführerin – und: „Ich mache auch 'mal eine Jacke, die nicht für jeden gedacht ist.“ Allen gemeinsam ist das Mamalila-Prinzip: Komplett sind die Modelle erst mit Schwangerschafts- (für Damenjacken) und Trage-Einsatz.
Starker Fachhandel
Grundsätzlich hat Mamalila in Altdorf jede Jacke auf Lager. Im Gewerbegebiet des mittelfränkischen Städtchens sitzen außerdem inzwischen elf Mitarbeiterinnen und drei Springer („alles Mütter“), die sich zusammen mit Marx um Design, Vertrieb, Marketing, Retouren bzw. Reklamationen und die Kombination aus Lagerverkauf und Showroom kümmern. Gerade wenn es kälter wird, kommen regelmäßig Kundinnen, die direkt beim Hersteller kaufen.
Ansonsten werden die Jacken hauptsächlich über den Fachhandel (80 %) und zu einem geringen Teil über den eigenen Online-Shop vertrieben. Hauptmarkt ist Deutschland; der Exportanteil von europaweit insgesamt 30 bis 40 % kann sich sehen lassen. Gefragt sind die Jacken und Mäntel für zwei besonders in Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz.
Die Produktion erfolgt ebenfalls im Ausland: Gerade ist Vicki Marx aus Polen zurückgekehrt, wo sie sich den kleinen Betrieb mit vielen neuen Maschinen persönlich angeschaut hat: „Ich weiß halt gerne, wer dahintersteckt“, erklärt sie. Auch in Mazedonien, Kroatien und China werden die Modelle aus über 100 Einzelteilen aufwändig genäht.
Stetiges Wachstum
An seinem Standort Altdorf zog das Unternehmen schon zum zweiten Mal um und hat sich zuletzt Anfang 2016 räumlich vergrößert – schließlich soll auch nach mehr als einem Jahrzehnt mit stetigem Wachstum noch genügend Platz für eine schöne Tradition bleiben: Wer Geburtstag hat, kann sich ganz entspannt feiern lassen, denn die Mamalila-Kolleginnen richten ein großes gemeinsames Frühstück aus.
So ist Vicki Marx bis heute beharrlich ihren Bedürfnissen gefolgt und erfüllt sich damit einen Lebenstraum: Die zupackende Mama mit ihrer Vorliebe für frischen Wind um die Nase hat sich mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht.