18.11.25 – Gastbeitrag von Boris von Brevern, Gründer der Boris Consulting GmbH
Schnäppchen oder Nachhaltigkeit? Warum Verbraucher bei Temu & Co. schwach werden
Fast alles für fast nichts: Temu, Shein und AliExpress machen es möglich. Gerade junge Familien lassen sich von den vermeintlichen Super-Deals verführen. Ist das verwerflich? Boris von Brevern, Gründer der Boris Consulting GmbH, erläutert den Konflikt.
Wer auf günstige Plattformen setzt, ist nicht automatisch ignorant oder verantwortungslos. Viele Eltern müssen schlicht rechnen: Miete, Energie, Kita, Jobunsicherheit und dann soll man auch noch ökologisch, fair und schadstofffrei konsumieren? Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Ziel, aber auch ein Privileg. Wer das ignoriert, macht es sich zu leicht. Und wer mit dem moralischen Zeigefinger kommt, erreicht vor allem eins: Abwehr.
Die Plattformen wissen, wie man uns kriegt
Temu, Shein & Co. nutzen das perfekte Zusammenspiel aus Preis, Psychologie und digitaler Inszenierung. Sie arbeiten mit Tricks, die viele nicht durchschauen: Gamification, Countdown-Rabatte, künstliche Verknappung, personalisierte Empfehlungen, kostenlose Retouren feuert unsere Konsumreflexe an. Alles ist bequem, bunt und schnell. Und wer zu lange zögert, „verliert“ das Angebot oder zumindest das Gefühl, ein cleverer Sparfuchs zu sein. Hinzu kommt: Die Plattformen treffen den Nerv der Zeit. Sie liefern in Rekordzeit oder suggerieren dies zumindest, versprechen Vielfalt und Nähe obwohl viele Produkte vom anderen Ende der Welt kommen. Die wahre Rechnung zahlt dabei oft jemand anders: die Umwelt, die Näherin in Bangladesch oder das Kind, das allergisch auf billige Stofffarben reagiert.
Fingerpointing hilft niemandem – aber Aufklärung schon
Es wäre falsch, Verbraucher pauschal zu verurteilen. Die Aufgabe ist nicht, mit Schuldgefühlen zu operieren, sondern mit Wissen. Denn viele wissen gar nicht, dass ihre „Schnäppchen“ mit Risiken verbunden sind: fehlende Zertifizierungen, mangelhafte Sicherheit, unklare Rückverfolgbarkeit. Gerade im Bereich Baby- und Kinderprodukte sind das keine Bagatellen. Drei realistische Alternativen – auch für kleine Budgets
1. Secondhand neu denken: Plattformen wie Vinted, Kleinanzeigen oder lokale Kinderflohmärkte zeigen: Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein. Oft sind gebrauchte Produkte nicht nur günstiger, sondern auch schon schadstoffausgedünstet.
2. Leihen statt kaufen: Für viele Dinge – vom Tragetuch bis zur Babywippe – lohnt sich eine temporäre Nutzung. Mietplattformen, Verleihangebote in Städten oder das soziale Umfeld bieten hier echte Chancen.
3. Bewusst kaufen, bewusst pflegen: Wer seltener, aber gezielter kauft, kann länger Freude haben. Produkte, die langlebig, modular oder reparierbar sind, rechnen sich oft langfristig.
Was Händler tun können
Auch der Handel ist gefragt: mit ehrlicher Kommunikation, guter Beratung und echten Alternativen. Aufklärungsarbeit muss nicht belehrend sein; sie kann inspirieren. Wer Sicherheit und Transparenz bei Babyartikeln klar sichtbar macht, kann Vertrauen aufbauen. Und wer digitale Sichtbarkeit mit Werten verbindet, wird auch im Preisvergleich nicht unsichtbar. Fazit: Verstehen statt verurteilen. Nachhaltiger Konsum beginnt nicht mit Verboten, sondern mit Verständnis. Die große Aufgabe liegt darin, bessere Wege aufzuzeigen und sie so einfach wie möglich zu machen. Denn nur dann wird aus dem günstiger irgendwann ein besser für alle.
Unser Gastautor:
Nach über 2,5 Jahren erfolgreicher Soloselbstständigkeit gründete Boris von Brevern die Boris Consulting GmbH (Buy Online Return In Store) in Hamburg. Er ist ein anerkannter Kenner seiner Branche, der mit seinen Ideen und Visionen Maßstäbe am Markt setzt, immer mit dem Fokus auf den Endkunden. Mit dem Leitprinzip „Customer Value always brings Business Value“ verbindet er IT, Operations, Strategie und schafft Veränderungsprozesse. Boris von Brevern ist nicht nur Gründer, sondern hat auch ein motiviertes Team aufgebaut, das aktiv dazu beiträgt, die Ziele und den Geist des Boris Consulting Unternehmens umzusetzen durch unternehmerische Weiterentwicklungen im Bereich Omnichannel, eCommerce Fulfillment und Handel.




