24.03.21 – Kritik zum Corona-Gipfel
HDE: Insolvenzgefahr steigt
Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert die Öffnung aller Geschäfte und wertet die Corona-Beschlüsse als einseitige Fixierung.
Mit scharfer Kritik reagiert der Handelsverband Deutschland (HDE) auf den verlängerten Lockdown bis 18. April für den Einzelhandel. „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus. Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte wird der komplexen Lage nicht gerecht. Die Maßnahmen müssen sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Es sei deshalb höchste Zeit, alle Geschäfte unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte wieder zu öffnen.
Damoklesschwert Insolvenz
Nach einem schon beinahe seit 100 Tagen andauernden Lockdown kämpfen viele Nicht-Lebensmittelhändler ums Überleben. Nach Ergebnissen einer aktuellen HDE-Umfrage unter 1000 Händlern sehen sich 54 % der Bekleidungshändler und 58 % der Händler mit Schuhen und Lederwaren in Insolvenzgefahr. „Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können. Deshalb muss die Politik endlich eine realistische Perspektive geben“, fordert Genth. Die Einbußen im Vergleich zu 2019 seien enorm. So machten die geschlossenen Geschäfte laut HDE in den Innenstädten 63 % weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Die Läden, bei denen ein Einkauf mit Terminvereinbarung möglich war, verzeichneten ein Minus von knapp einem Drittel. Mit knapp einem Fünftel im Minus landeten die Geschäfte, die mit Begrenzung der Kundenzahl geöffnet hatten.
Forderung nach ausgewogenen Maßnahmen
Als kontraproduktiv betrachtet der HDE die Schließung auch der Lebensmittelhändler am Gründonnerstag. Das führe zu erhöhtem Kundenandrang am vorhergehenden Mittwoch und dem folgenden Samstag. „Den Lebensmittelhandel mit seinen nachweislich hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten symbolisch für einen Tag zuzumachen, hilft im Kampf gegen die Pandemie nicht weiter“, wertet Genth. Die Politik müsse zu angemessenen und ausgewogenen Maßnahmen unter Berücksichtigung der tatsächlichen Infektionsrisiken zurückfinden, mahnt der Geschäftsführer. Dazu gehöre auch der angekündigte Ausbau der Coronahilfen. Wichtig sei, dass die Forderung des HDE nach zusätzlichen Hilfen für die weiter geschlossenen Einzelhandelsunternehmen gestern beschlossen wurde und jetzt zügig umgesetzt werde. Die derzeitige Überbrückungshilfe finde nach wie vor zu selten und zu langsam den Weg zu den notleidenden Unternehmen.