07.12.15 – Blond! Made in Nürnberg
Frankenpower
In Nürnberg gibt es ein Kindermode-Fachgeschäft, das sich seit vier Jahren wie aus dem Bilderbuch entwickelt.
Nürnberg. Das sind Lebkuchen, 3-im-Weckla, die Burg, Spielwaren, Stifte und – seit 2011 auch „Blond! Made in Nürnberg“. Inhaberin Kerstin Bauer ist mit viel Einsatz dabei, ein echtes Markenzeichen zu werden. Geschützt ist das Label für die selbstgenähte, farbenfrohe Kleidung bereits. „Wir sind rechtlich an Nürnberg gebunden, das heißt, wir dürfen auch nicht in Fürth oder Erlangen produzieren.“
Transparenz ist der blonden Powerfrau und Mutter von vier Kindern ganz wichtig. Die Kunden wissen genau, woher die Kleidung kommt und sollen sogar bei der Herstellung der skandinavisch-bunten Kindermode zusehen.
Gleich hinter dem Ladentisch im 500 m² großen, gleichnamigen Geschäft arbeiten gut sichtbar die drei Modeschneiderinnen. „Zu uns kommen viele Kindergartenkinder und Schüler zu Besuch. T-Shirts wachsen nicht auf den Bäumen! Hier sehen sie die Arbeitsleistung, die hinter jedem Artikel steht“, erzählt Kerstin Bauer.
50 Märkte und Messen im Jahr
Pro Woche werden etwa 250 bis 300 Meter Stoff zu Pumphosen, Shirts, Kleidchen, Mützen und Babydecken verarbeitet; bei den Bündchenstoffen noch wesentlich mehr. Das Material ist mindestens OEKO-TEX-, teils auch GOTS-zertifiziert. Ist die passende Mütze zur Hose gerade nicht vorrätig, kann der Kunde zuschauen, wie das gewünschte Teil minutenschnell nachgefertigt wird.
Kerstin Bauer distanziert sich entschieden von der „Hand-Made-Schiene“, wie sie es nennt. „Wir sind ein professioneller Betrieb. Unsere Leute haben alle eine dreijährige Ausbildung.“ Gerade sucht die 34-Jährige zwei weitere Modeschneider, die das Team um sie, ihren Mann und ihre Mutter ergänzen sollen, das während der Weihnachtsmärkte auf bis zu 20 Personen anwächst.
Etwa 50 Märkte, Messen und Großveranstaltungen pro Jahr stehen auf dem Programm der zierlichen Geschäftsführerin, die aus einer Nürnberger Unternehmerfamilie stammt. 2012 stellte „Blond!“ zum ersten Mal auf dem Nürnberger Christkindl-Markt aus. Es folgten Frankfurt, Mainz, München und der US Air Base-Markt in Rammstein. Die US-Amerikaner lieben die fröhlich bunten Motive der „Blond!“-Kindermode. 2014 eröffnete die damals alleinerziehende Mutter den ersten Laden in der Südstadt.
„Inzwischen verkaufen wir auch an andere Händler in Erlangen, München, Düsseldorf. Einiges geht über den Webshop ins Ausland. Wir haben Stammkunden in Italien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gerade die Araber sind gute Kunden mittlerweile.“ Aus dem „Versuch, als alleinerziehende Mutter wieder Fuß zu fassen“, ist in nur vier Jahren ein gut organisierter Familienbetrieb mit hohem Qualitätsanspruch und einer straff organisierten Logistik geworden.
Neueröffnung in St. Johannis
Ruhiger wird es nicht. In diesem Jahr stand auf Kerstin Bauers Agenda die Hochzeit mit ihrem Lebensgefährten, der Umzug und die Neueröffnung des Fachgeschäftes in St. Johannis, die Aufnahme in den Schaustellerverband, verbunden mit der Einladung für die Kinderweihnacht in Nürnberg. „Die Märkte sind ein sehr harter Job. Die Fahrerei ist anstrengend. Oft sind es 250 km Anfahrt, Aufbau der Faltzelte, Verkauf, Abbau und noch einmal 250 km Rückfahrt an einem Tag.“
Die neun- und 14-jährigen Töchter werden dann von der Großmutter betreut, die größeren Söhne helfen bereits mit. „Die Familienunterstützung muss da sein“, resümiert Kerstin Bauer. „Sonst ginge das alles nicht.“