18.11.19 – Handel international

Babyfachhandelsketten auf Talfahrt

Online-Handel, Supermärkte & Co. nehmen europäischen Fachhandelsketten Marktanteile weg und bringen diese in ernsthafte Schwierigkeiten. Der britische Händler Mothercare muss sogar alle seine Geschäfte schließen.

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Babyfachhandelsketten wie Orchestra Prémaman Belgium geraten derzeit ins Straucheln. © Meisenbach Verlag

 

So stehen mehrere Geschäftsbereiche von Mothercare aktuell vor dem Aus. Für Mothercare UK und Mothercare Business Services soll ein Insolvenzverwalter eingesetzt werden. Alle 79 Filialen in Großbritannien sollen demnach geschlossen werden, mehr als 2800 Arbeitsplätze nach Informationen auf der Website des britischen „Guardian“ bedroht sein. Der Mutterkonzern und andere Töchter seien davon nicht betroffen. Arbeitsplätze in den Lager- und Callcentern von Mothercare, die an andere Unternehmen ausgelagert sind, sind ebenfalls gefährdet.

Die Abwicklung umfasst nicht die profitablen Auslandsgeschäfte von Mothercare mit mehr als 1000 Filialen in mehr als 40 Ländern, die alle über Franchiseverträge abgewickelt werden. Nur noch 50 Mitarbeiter der britischen Zentrale werden für das internationale Geschäft zuständig sein. Bereits am 8. November startete das Unternehmen einen Closing-Sale, bei dem alle Produkte der 79 Filialen zu reduzierten Preisen angeboten wurden. Das Unternehmen, das 1961 seinen ersten Laden eröffnete und seit 1972 an der Londoner Börse notiert ist, steht seit Jahren unter Rentabilitätsdruck, da Eltern & Co. verstärkt auf Online-Shopping und Billigprodukte setzen.

Mamas & Papas
Auch beim Konkurrenten Mamas & Papas, gegründet 1981 in Huddersfield, stehen die Zeichen auf Veränderung. So hat der Filialist sechs unprofitable Standorte bereits geschlossen. Insgesamt sollen 130 Beschäftigte ihren Job verlieren, berichtet der „Guardian“ online.

„Solche Maßnahmen sind immer schwierig, aber in einem sich wandelnden Markt auch erforderlich, um sicherzustellen, dass Mamas & Papas sein beträchtliches Zukunftspotenzial ausschöpft“, sagte Riccardo Cincotta, Vorstandsvorsitzender von Mamas & Papas. Bleiben werden 26 Geschäfte, beschäftigt bei dem Filialisten sind dann nur noch 600 Arbeitnehmer. Bluegem Capital, seit 2014 im Besitz von Mamas & Papas, hat die Kontrolle über den Einzelhändler durch eine „Pre-Pack-Administration“ übernommen.

Orchestra Prémaman Belgium
Die belgische Babyfachmarktkette Orchestra Prémaman Belgium ist ebenfalls in Schwierigkeiten. Für den Ableger der französischen Groupe Orchestra wurde kürzlich ein sechsmonatiges Sanierungsverfahren genehmigt, um eine Umstrukurierung des Unternehmens zu ermöglichen. Grund dafür sind Liquiditätsprobleme, informierte das Unternehmen in einem Presseschreiben. Fest steht bereits, dass die Filialen in Molenbeek/Brüssel und Nivelles geschlossen werden. In den nächsten zwei Jahren sollen fünf weitere Geschäfte geschlossen werden, die als defizitär gelten.
  
Die Probleme von Orchestra Prémaman in Belgien begannen, als die französische Muttergesellschaft in finanzielle Not geriet. Ende Februar 2019 betrug die Konzernverschuldung 232,2 Millionen Euro. Orchestra Prémaman Belgium hat insgesamt 45 Filialen, in denen 422 Mitarbeiter beschäftigt sind.