23.02.17 – Stiftung Warentest – Schadstoffe in Kombi-Kinderwagen

Kinderwagen im Test: Vier Mal „Mangelhaft“

Beim Test von zwölf Kombi-Kinderwagen kam die Stiftung Warentest zu einem ernüchternden Ergebnis: Ein Drittel der Modelle ist stark schadstoffbelastet.

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Der Testsieger Britax Go Big erhielt die Gesamtnote Gut (2,1). Punktabzüge gab's für die Sicherheit, weil der Wagen im Dunkeln schlecht zu erkennen ist.

 
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Platz 2 (2,2) geht an den Condor 4 von ABC Design, den günstigsten Kombikinderwagen unter allen getesteten Modellen.

 
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Die getesteten Wagen liegen preislich zwischen 299 und 1080 Euro – Kosten, bei denen Eltern durchaus Sicherheit für ihr Kind erwarten können. Doch gerade das teuerste Modell enthält hohe Mengen eines krebserregenden Schadstoffes. Auch drei andere Modelle halten gut mit und können zudem kippen.

Bugaboo erkennt Testergebnis nicht an

So warb Bugaboo kürzlich mit neuen Kunstleder-Griffen. Doch gerade hier stellte die Stiftung Warentest beim Modell „Buffalo“ deutliche Mengen Tris-Dichlorpropylphosphat (TDCPP) fest, ein vermutlich krebserregendes Flammschutzmittel. Da Kinder an den Griffen auch lutschen, legen die Verbraucherschützer hier strenge Grenzwerte an. Das Material der Kindergriffe übersteigt diese um ein Vielfaches. Bugaboo selbst äußerte sich folgendermaßen: „Aufgrund unserer internen und der von TÜV Süd durchgeführten Tests erkennen wir die Testergebnisse von StiWa nicht an. Alle unsere Produkte entsprechen den europäischen Sicherheitsstandards und die Einhaltung dieser Standards wird kontinuierlich überwacht und überprüft.“ Die komplette Stellungnahme von Bugaboo lesen Sie hier

Bergsteiger nimmt Zulieferer in die Pflicht

Sowohl Naphthalin als auch Weichmacher stellten die Tester im Kindergriff und in der Regenhaube des Capri von Bergsteiger fest. Auch im Schiebegriff wurden Weichmacher nachgewiesen. Es handelt sich um die Stoffe DINP und DEHP, wobei vor allem Letzterer Gefahren birgt: Wenn er sich löst, kann er sich auf die Fruchtbarkeit auswirken und dem Kind im Mutterleib schaden. Der Kommentar der Firma zum Regenverdeck lautet: „Dies ist für uns aber nicht nachvollziehbar, da wir von dem Zulieferer dieses Artikels zugesichert bekommen haben, dass alle Werte eingehalten werden. Darüber hinaus haben wir das Regenverdeck von einem renommierten, deutschen Laboratorium separat prüfen lassen.“ Lesen Sie hier das komplette Statement von Bergsteiger Kinderwagen.

Knorr-Baby verweist auf weitere Tests  

Am schlechtesten schnitt der Noxxter von Knorr-Baby ab: Deutliche Mengen an Naphthalin in den Griffen, DEHP im Kindergriff und das Flammschutzmittel TCPP in den Textilien bedingen das Ergebnis. Zudem ist die Befestigung des Aufsatzes mangelhaft: Sind nicht alle Metallstifte eingesetzt, kann der Aufsatz trotz einrastenden Geräusches kippen und das Kind verletzen. Knorr-Baby kündigte an, die Konstruktion künftig mit einer Kippsperre zu versehen und versprach ein kostenloses Nachrüstset sowie eine optimierte Gebrauchsanleitung. Zu den Schadstoffen in den Textilien nahm Geschäftsführer Peter Hotz persönlich Stellung: „Wir haben für die Überprüfung zwei unabhängige Textilinstitute beauftragt, die das Ergebnis der Stiftung Warentest nicht bestätigen konnten. Wir halten die gesetzlichen Vorschriften ein.“ Zudem können sich Kunden auf der Website von Knorr-Baby zum Stand der Dinge informieren. 

Weitere Kritikpunkte der Stiftung Warentest

Der Schadstoff Naphthalin fand sich ebenfalls in den Griffen des Wagenmodells Bliss von Teutonia. Auch dieser ist vermutlich krebserregend – er zählt zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).

Eigentlich „gut“ bewertet (völlig schadstofffrei!), aber in punkto Sicherheit ebenfalls mangelhaft ist der Naturkind Varius Pro. Auch bei diesem getesteten Wagen kann der Sitz falsch eingesetzt werden und möglicherweise kippen.

Weitere Kritikpunkte der Tester sind zu kurz geratene Tragetaschen (Hauck, Osann), in denen Babys maximal bis zu einem Alter von vier bis fünf Monaten liegen können, und nicht komplett flach herunterklappbare Sitze (ABC Design, Bugaboo, Joolz, Osann). 

Statements der Testsieger

Aus dem Test gehen aber auch positive Ergebnisse hervor. Joolz, dessen Geo Earth ein „Gut“ bekam, fühlt sich in seiner Philosophie bestätigt: „Wir sind glücklich, dass wir mit unserem Modell Joolz Geo Earth beim aktuellen Kinderwagentest von Stiftung Warentest 2017 zu den ‚Top 3‘-Anbietern gehören. Das bestätigt uns in unserer Philosophie, qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, die gut für Kind und Eltern sind. Wir schauen immer weiter nach Wegen, unsere Produkte noch besser zu machen“, teilte Geschäftsführer Stan Vermeulen mit.

Auch ABC Design kann sich mit dem Condor 4 über ein gutes Produkt freuen: „Hochwertige Produkte zu fairen Preisen – das war unser Anspruch bei der Unternehmensgründung vor mehr als 25 Jahren und das ist er heute. Das aktuelle Qualitätsurteil ‚gut‘ für unseren Kombikinderwagen Condor 4 durch Stiftung Warentest freut uns sehr und bestätigt uns in unserem Weg“, sagte Bernd Fischer, der Geschäftsführer von ABC Design, zu dem Ergebnis.

Testsieger ist die Firma Britax mit dem Go Big – die gute Nachricht kommentiert Moritz Walther, Marketing Direktor EMEA von Britax Römer: „Bei der Entwicklung des GO BIG war der Gedanke, die leichte Handhabung, den Komfort und den schicken Stil unseres ersten Kinderwagen Testsiegers BRITAX GO beizubehalten. Wir wollten diesen aber auch, basierend auf dem Feedback unserer Handelspartner und unserer Endkunden, wesentlich verbessern. Wir freuen uns, dass die Stiftung Warentest diese Verbesserungen mit der besten Bewertung in ihrem aktuellen Kinderwagen-Test anerkannt hat.“